EFRE-Förderbeispiele 2014 bis 2020

In der Förderperiode 2014 bis 2020 wurden EFRE-Mittel gezielt eingesetzt, um die wirtschaftliche Entwicklung in Hessen voranzutreiben. Die Förderung konzentrierte sich unter anderem auf Forschung und Innovation, nachhaltige Stadtentwicklung sowie die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Vorhaben, die im Rahmen dieser Förderperiode realisiert wurden. Diese Beispiele zeigen, wie EFRE-Mittel in Hessen erfolgreich genutzt wurden und welche positiven Effekte sie erzielt haben.

Handwerkliche Tradition trifft Innovation: Eine Erfolgsgeschichte seit 1949 – auch dank EFRE-Förderung

Die Jehn Schreinerei GmbH & Co. KG aus Osthessen verbindet handwerkliche Tradition mit innovativer Spezialtechnik. Die Ursprünge des in Osthessen ansässigen Unternehmens gehen auf das Jahr 1949 zurück. Heute wird es in dritter Generation von Olaf Jehn geführt.

Neben der klassischen Holzarbeit hat die Schreinerei ihr Angebot auf die Produktion von Brandschutz- und Rauchschutztüren spezialisiert, was heute über die Hälfte des Unternehmensumsatzes ausmacht. In diesem vielschichtigen und streng regulierten Segment hat sich das Unternehmen mit seinen zertifizierten Türen und Bauprodukten einen namhaften Ruf erarbeitet.

Ergänzend bietet die Jehn Schreinerei die gesetzlich vorgeschriebene Wartung von Brand- oder Rauchschutztüren an und rundet damit ihr Angebot optimal für ihre Kunden ab. Weitere wichtige Geschäftssäulen des Unternehmens sind die Produktion von Kindergartenmöbeln, der Objektbau und die Herstellung von Museumsmöbeln.

Um ihre bestehenden Geschäftsbeziehungen auszubauen und die hohe Nachfrage weiterhin bedienen zu können, plante die Jehn Schreinerei eine neue Produktionsstätte mit 520 m² Bürofläche sowie 1.800 m² Produktions- und 520 m² Lagerfläche als Erweiterung des Standortes in Ebersburg-Weyhers. Damit sollte der Schritt vom bestehenden Handwerksbetrieb zu einem modernen, flexiblen Betrieb vollzogen werden, der neben dem Auf- und Einbau von Brandschutztüren und dem Objektbau die industrielle Herstellung von Türrohlingen integriert.

Im Jahr 2022 konnte die Erweiterung des Unternehmenssitzes erfolgreich abgeschlossen und mit ihr sieben neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Vorhaben wurde vom Land Hessen aus Mitteln des EFRE in der Förderperiode 2014 bis 2020 mit rund 404.000 Euro gefördert.

Ein weißes Gebäude

Der Hessische Gründerpreis: Unternehmertum in Hessen gefördert durch den EFRE

Die Gründertage Hessen bzw. der Hessische Gründerpreis sind eine bedeutende Initiative der KIZ SINNOVA Gesellschaft für soziale Innovationen gGmbH zur Förderung von Unternehmertum und Existenzgründungen in Hessen. Der Hessische Gründerpreis hat sich mittlerweile zu einer starken Marke in der hessischen Gründerszene entwickelt.

Die Idee hinter dem Vorhaben: Unternehmergeist in der Region zu stärken, Menschen zu motivieren, ihre Geschäftsideen in die Tat umzusetzen und die Gründungsaktivität in Hessen zu erhöhen. Ein zentraler Aspekt ist es, das Unternehmertum facettenreich darzustellen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Seit mehr als 20 Jahren wird der Preis jährlich in verschiedenen Kategorien als Teil der Hessischen Gründertage vergeben, darunter „Gesellschaftliche Wirkung“, „Innovative Geschäftsidee“, „Zukunftsfähige Nachfolge“ und seit 2016 auch die „Gründung aus der Hochschule“. Neben dem Wettbewerb umfasst das Projekt zahlreiche Veranstaltungen wie Netzwerktreffen, Roadshows, Fachtagungen für Multiplikatoren und Workshops für Gründende, Start-ups, Nachfolgende, aber auch etablierte Unternehmen in Hessen.

Ein zentraler Bestandteil des Vorhabens ist es, die Gründertage Hessen bzw. den Hessischen Gründerpreis jährlich in wechselnden hessischen Städten auszurichten, um die regionalen Netzwerke zu stärken und ein Forum für Austausch, Vernetzung, Wissenstransfer und Inspiration in ganz Hessen zu schaffen.

Die KIZ SINNOVA Gesellschaft für soziale Innovationen gGmbH hat mit diesem Vorhaben einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Unternehmertum und Existenzgründungen in Hessen geleistet. Die Initiative hat nicht nur das Bild des Unternehmertums facettenreicher dargestellt, sondern auch eine breitere Öffentlichkeit erreicht und inspiriert, sich mit dem Thema Selbstständigkeit auseinanderzusetzen.

Der Hessische Gründerpreis bzw. die Hessischen Gründertage wurden vom Land Hessen aus Mitteln des EFRE in der Förderperiode 2014 bis 2020 insgesamt mit rund 550.000 Euro gefördert.

Mehrere Personen stehen auf einer Bühne

Innovative KI-Chatbot-Lösung aus Südhessen

In den letzten Jahren drang eine stetig wachsende Anzahl an KI-Chatbots in den Markt. Bei zahlreichen dieser Systeme stellen sich die gleichen Herausforderungen: Woher erhalten die Systeme die Daten? In welcher Sprachform (fachlich, beruflich, umgangssprachlich) werden Dialoge erstellt? Was ist mit Quellenangaben? Und wie können Skills (Anwendungsfälle) wiederverwertbar gemacht werden? Besonders komplex dabei ist, die KI dazu zu bringen, in unstrukturierten Texten Absichten und Zusammenhänge zu erkennen. Sowohl in der Wirtschaft als auch im öffentlichen Sektor wird dringend nach solchen effizienten Lösungen gesucht.

Genau hier setzt das von MakelT Consulting GmbH & Co. KG und der Hochschule Darmstadt ins Leben gerufene Forschungsprojekt „Smart Multi Purpose Emergency-Bot-Tools“ (SMEBT) an. Mit SMEBT können Domänenexperten und -expertinnen ohne Programmierkenntnisse über einen Dialog-Assistenten die Wissensbasis des Bots aktualisieren, unstrukturierte Daten strukturieren und die daraus resultierenden Antworten validieren – und das alles im Notfall in kürzester Zeit.

SMEBT ermöglicht es außerdem, Chatbots direkt mit bestimmten Quellen zu verknüpfen, sodass sich Änderungen automatisch oder teilautomatisch in die Antwortmöglichkeiten einpflegen lassen. Zusätzlich können Nutzer und Nutzerinnen die Quellen für die Antworten nachvollziehen und ggf. selbst prüfen.

Außerdem macht SMEBT existierende Chatbots leichter wiederverwendbar. So kann z. B. ein für eine bestimmte Firma entwickelter Chatbot auf eine andere Firma zugeschnitten werden, ohne dass von Grund auf alles neu programmiert werden muss. Zusätzlich kann zu gleichen Fragen in verschiedenen Sprachformen geantwortet werden: in Fachsprache, in leichter Sprache oder in Alltagssprache. Die Wissensbasis wird in eigenen Datenstrukturen abgelegt, sodass ein Wechsel von einem Chatbot-System zu einem anderen möglich ist und Teilwissen in einen neu zu entwickelnden Chatbot übernommen werden kann.

Das Vorhaben wurde vom Land Hessen aus Mitteln des EFRE in der Förderperiode 2014 bis 2020 mit rund 235.000 Euro gefördert.

Drei Männer stehen in einem hellen Raum und schauen in die Kamera
Harald Stelzer, Gründer von makeIT Consulting, zusammen mit seinen Söhnen und Geschäftspartnern Felix und Leon Stelzer

Nachhaltigkeit im Fokus: Ausbau der Forschungsinfrastruktur an der Frankfurt University of Applied Sciences

Forschung ist die Grundlage für die Entwicklung und den Fortschritt von Gesellschaften. Sie liefert wertvolle Erkenntnisse, fördert Innovationen, verbessert unsere Lebensqualität und trägt zu mehr Wohlstand bei. Daher ist es wichtig, Universitäten und Forschungseinrichtungen bei ausgewählten Forschungsprojekten und der dafür notwendigen Infrastruktur zu unterstützen.

Die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) gilt als forschungsstarke Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die großen Wert auf anwendungsorientierte und interdisziplinäre Forschung legt. Wichtige Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Mobilität und Logistik sowie die nachhaltige Entwicklung von Gebäuden. Um in diesen Bereichen sowohl zeitgemäße Lehre anzubieten als auch das Forschungspotenzial voll auszuschöpfen, wurden zwischen Oktober 2021 und Juli 2023 zwei Leuchtturmprojekte an der Frankfurt UAS umgesetzt:

1. E-Mobilitätsprüfstand

Der gegenwärtig zu beobachtende Wandel der Automobilbranche erfordert Anpassungen in der Hochschullehre und Forschung. Aus diesem Grund wurde an der Frankfurt UAS ein speziell zur Untersuchung von Elektrofahrzeugen geeigneter Rollenprüfstand errichtet. Denn die Innovationsstärke im Bereich der alternativen Antriebe hängt entscheidend von den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ab, künftige Entwicklungskonzepte frühzeitig auf ihren praktischen Nutzen erproben zu können.

Derartige Prüfstände sind in der Forschung und Anwendung rund um die Elektromobilität sowie in der Lehre unabdingbar. Im Unterschied zu herkömmlichen Prüfständen für Verbrennungsmotoren muss ein E-Mobilitätsprüfstand besondere Anforderungen erfüllen, etwa das Abbilden der Rekuperation (Energierückgewinnung beim Bremsen), eine geeignete Ladeinfrastruktur und Hochvolt-Batterieprüfungen.

Das Vorhaben beinhaltete auch die Anschaffung einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie ein Trainingssystem für die Hochvolt-Fahrzeugelektronik. So können Studierende die nötigen Qualifikationsstufen für Arbeiten an Hochvolt-Systemen von Fahrzeugen im Studium erwerben.

2. Teststand für Konzepte nachhaltigerer Gebäude      

Im Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Entwicklung von Gebäuden“ arbeiten an der Frankfurt UAS eine Vielzahl an Expertinnen und Experten an der Entwicklung von zukunftsfähigen Lösungen. Hierfür wurde ein Teststand als Grundgerüst errichtet, an dem verschiedene Fassadenvarianten bzw. einzelne Konzepte zur nachhaltigeren Entwicklung und dem Betrieb von Gebäuden in einem realen Umfeld getestet werden können.

Ziel des Vorhabens ist es, im Bereich des Bauens und Betreibens von Gebäuden Lösungen zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der CO₂-Emissionen zu finden, um internationale und nationale Ziele im Bereich Umwelt- und Klimaschutz im Gebäudesektor zu erreichen und dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Der E-Mobilitätsprüfstand und der Teststand für Konzepte nachhaltigerer Gebäude wurden vom Land Hessen aus Mitteln des EFRE in der Förderperiode 2014 bis 2020 mit rund 1,28 Mio. Euro gefördert (Initiative REACT-EU).

Eine Werkstatt mit Elektroautos