Mit einem neuen Kompetenzzentrum „Klima- und Lärmschutz im Flugverkehr“ will die hessische Landesregierung innovative Konzepte zur Zukunft des Luftverkehrs entwickeln. „Hessen und die Rhein-Main-Region profitieren wirtschaftlich vom Frankfurter Flughafen, aber zugleich sind die Belastungen hier auch höher als an jedem anderen Flughafen in Deutschland“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir am Mittwoch bei der 250. Sitzung der Frankfurter Fluglärmkommission (FLK). „Wo, wenn nicht hier, ist daher der ideale Ort, um neue und besonders schadstoff- und lärmärmere Technik zu erforschen und zu entwickeln.“ In dem bundesweit ersten Kompetenzzentrum zum Klima- und Lärmschutz an Flughäfen sollen beispielsweise Modellprojekte gefördert werden, mit denen die Rahmenbedingungen für den Einsatz erneuerbar hergestellter synthetischer Kraftstoffe untersucht werden. Daneben sollen auch Modellvorhaben zur Intermodalität – also der Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger - gefördert. Al-Wazir; „Wir wollen damit bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen.“
Jahrzehntelangen Einsatz für mehr Lärmschutz
Der Minister lobte bei der Jubiläumsfeier in Raunheim die Fluglärmkommission für ihren jahrzehntelangen Einsatz für mehr Lärmschutz. „Seit der Gründung der FLK im Jahr 1966 kämpfen Sie hier um jedes Dezibel weniger Lärm in der Region“, sagte der Minister zu den Mitgliedern der FLK. „Vor allem zeichnet Sie Ihre hohe fachliche Kompetenz aus. Sie fordern nicht nur, sondern Sie zeigen auch Wege auf, wie es gehen kann. Vor allem aber halten Sie das Thema auf der Tagesordnung und sind ein Forum, um die teils unterschiedlichen Interessen der Städte und Gemeinden zusammenzubringen.“ Deshalb wolle die Landesregierung, die Arbeitsfähigkeit und Finanzierung der FLK dauerhaft über ein Landesgesetz sichern. „Wir wollen, dass die Fluglärmkommission auch in Zukunft eine unabhängige Rolle bei der Beratung von Fluglärmfragen spielt“, so der Minister.
Den Vorsitzenden der Fluglärmkommission, den Raunheimer Bürgermeister Thomas Jühe, bezeichnete Al-Wazir als einen verlässlichen Partner, wenn es um mehr Lärmschutz für die Anwohner geht. „Thomas Jühe geht es nicht um kurze Schlagzeilen, um Effekthascherei oder parteipolitisches Geplänkel, sondern ihm geht es ausschließlich um die Sache. Ihn treibt die Frage an, wie die Lärmbelastung in der Region verringert werden kann. Und welche Maßnahmen das Potenzial haben, auch wirklich umgesetzt zu werden.“
Lärmschutz als Kernanliegen der Landesregierung
Der Minister verwies zudem auf den Koalitionsvertrag, der den Lärmschutz der betroffenen Anwohner rund um den Flughafen zu einem Kernanliegen der Landesregierung mache. „Wir haben uns wie schon in der letzten Legislaturperiode ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgenommen: Wir wollen, dass veraltete Flugzeuge (Kapitel 3) möglichst bald in Frankfurt nicht mehr starten und landen dürfen. Wir wollen die Arbeiten zu lärmärmeren An- und Abflugverfahren fortsetzen und den baulichen Schallschutz an stark betroffenen Grundschulen ausweiten. Dabei setzen wir natürlich auch auf das Know-how der Fluglärmkommission.“
Zugleich forderte der Minister von der Luftverkehrswirtschaft, die Anstrengungen für den Lärmschutz zu intensivieren. „Die äußerst unbefriedigende Verspätungssituation im letzten Jahr darf sich diesen Sommer nicht wiederholen: Weder im Interesse der Passagiere, der Flughafenanrainer noch im Interesse der Branche selbst.“ Vieles deute jedoch derzeit darauf hin, dass erneut ein Chaos-Sommer drohe. „Die bisher ergriffenen Maßnahmen reichen noch nicht aus. Alle sind gefordert: Die Politik, die Deutsche Flugsicherung, die Fraport und die Fluggesellschaften“, so der Minister, der morgen (28.03.19) auch am Luftverkehrsgipfel in Hamburg teilnehmen wird.
Fahrt aufgenommen.