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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Hessen baut Datentreuhänder EuroDaT auf

Der Bund fördert den Beitrag zu europäischer Datensouveränität mit 10 Millionen Euro.

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Das vom Land Hessen initiierte Projekt European Data Trustee („EuroDaT“) wird im Rahmen des europäischen Projekts GAIA-X von der Bundesregierung mit rund 10 Mio. Euro gefördert. Weitere 10 Mio. Euro werden von den privatwirtschaftlichen Projektpartnern investiert. Dies teilten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Digitalministerin Dr. Kristina Sinemus heute in Wiesbaden mit. GAIA-X verfolgt das Ziel, eine vertrauenswürdige und sichere Dateninfrastruktur für Europa aufzubauen. Das Projekt EuroDaT plant, einen europäischen Datentreuhänder zu gründen, der es ermöglicht, Daten aus verschiedenen Quellen des Finanzmarkts rechtssicher miteinander zu verknüpfen. Die breite Datengrundlage, die mit EuroDaT geschaffen wird, kann mit Hilfe Künstlicher Intelligenz genutzt und ausgewertet werden. Das Besondere: Der Datentreuhänder wird neutral und nicht profitorientiert arbeiten und damit einen wichtigen Beitrag zur europäischen Datensouveränität leisten.

Die Bundesförderung ist für den Zeitraum 2022 bis Ende 2023 vorgesehen. In einem ersten Schritt werden juristische, organisatorische und technologische Grundlagen für einen solchen Datentreuhänder geschaffen. Mit seiner Trägerschaft stellt das Land Hessen während der Projektdauer die Neutralität des Treuhänders sicher. Seine Funktion geht dabei über eine rein technische Plattform hinaus: Der Treuhänder sichert denjenigen, die die Daten zur Verfügung stellen und denjenigen, die die Daten nutzen wollen, die Qualität der Daten zu. Außerdem stellt er sicher, dass dabei alle rechtlichen Vorschriften eingehalten werden.

Prototyp für spezielle Anwendungen

Der Treuhänder soll innerhalb der nächsten sechs Monate als Prototyp für spezielle Anwendungen (sogenannte Use Cases) vom Hessischen Wirtschaftsministerium gegründet werden. Diese Use Cases beschäftigen sich zum Beispiel mit Betrugserkennung oder Sustainable Finance. Erste Zusammenführungen sensibler Daten von Unternehmen, öffentlicher Hand oder Forschungseinrichtungen sollen noch in diesem Jahr angeboten werden können. Diese Daten können etwa bei der Geldwäscheprävention, Betrugserkennung oder in der Forschung helfen.

Mit der Umsetzung des Projekts EuroDaT ist ein von der d-fine GmbH koordiniertes Konsortium betraut. Diesem gehören neben d-fine selbst das Hessische Wirtschaftsministerium, das vom Land Hessen initiierte Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) sowie neun weitere Mitglieder aus Wissenschaft und Wirtschaft an. Die Förderung des Bundes erfolgt über den Förderwettbewerb „Innovative und praxisnahe Anwendungen und Datenräume im digitalen Ökosystem GAIA-X“, bei dem das Projekt EuroDaT ausgewählt wurde.

„Die Verfügbarkeit von Daten und ihre Verknüpfbarkeit sind weiterhin die wichtigsten limitierenden Faktoren bei der Entwicklung und Verbesserung von KI-Anwendungen. EuroDaT wird daher einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, das hessische KI-Ökosystem auszubauen sowie die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaft und Wirtschaft in Hessen nachhaltig zu stärken“, sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Auf Grundlage der im vergangenen Jahr vorgelegten Machbarkeitsstudie für das Financial Big Data Cluster gehen wir damit den wichtigsten, aber auch komplexesten nächsten Schritt: nämlich den physischen Aufbau eines Datentreuhänders zur rechtssicheren Zusammenführung von Daten. Durch unsere aktive Beteiligung am Förderprojekt wollen wir dazu beitragen, die Neutralität als kritischen Erfolgsfaktor des Datentreuhänders sicherzustellen und wichtige Rechtsfragen dieses einzigartigen Projektes zu klären“, so Al-Wazir weiter.

„KI made in Hessen“

„Ich freue mich, dass unser Zentrum für verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) aktiv beim Projekt EuroDaT unter der Konsortialführung der d-fine GmbH mitwirkt. Künstliche Intelligenz funktioniert nur auf Basis umfangreicher Daten. Seit 2018 treibt die Hessische Landesregierung den Aufbau eines Finanzdatenhubs voran. Im Rahmen unserer Digitalstrategie werden wir dieses Ziel mit Nachdruck weiterverfolgen und ‚KI made in Hessen‘ zu einer starken Marke für Innovationen mit Verantwortung ausbauen“, so Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.

Für den Bereich der Finanzdaten arbeitet das Land Hessen bereits seit 2018 am Aufbau eines Finanzdaten-Clusters, des Financial Big Data Cluster, gemeinsam mit Akteuren aus Politik und Verwaltung, hessischen Universitäten sowie Unternehmen am Finanzplatz Frankfurt. Dieser Aufbauprozess nimmt nun zunehmend an Fahrt auf. Im vergangenen Jahr konnte, ebenfalls mit Hilfe von Fördermitteln des Bundeswirtschaftsministeriums, mit der Umsetzung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „safeFBDC“ begonnen werden. Ziel dieses Projekts ist, die Anwendung Künstlicher Intelligenz bei Finanzdienstleistungen in Verbindung mit Datensouveränität zu erforschen und zu bewerten. Auch das Financial Big Data Cluster ist Teil des europäischen Projekts GAIA-X.

Mitglieder und Konsortialteilnehmer von EuroDaT:

d-fine GmbH (Leitung), Atos, Deloitte, DFKI, Goethe-Universität Frankfurt, Hessisches Wirtschaftsministerium, Leibniz-Institut SAFE, Lexemo, Techquartier, t-Systems, Universität Saarland und ZEVEDI.

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