Ein digital vernetztes, klimaschonendes und leistungsfähiges Verkehrssystem unter der Überschrift „Mobiles Hessen 2030“ ist nicht nur notwendig, um auch in Zukunft Mobilität zu sichern und gut für die Umwelt, sondern bietet auch eine ökonomische Chance.
Hessen lebt zu einem beträchtlichen Teil von Verkehr und Logistik; wir haben die Kompetenz, Verkehr zu managen. Gleichzeitig haben wir eine weit überdurchschnittliche Verkehrsbelastung; Lösungen, die hier funktionieren, haben ihren Praxistest bestanden. Und funktionierende Lösungen sind weltweit gefragt.
Den Weg dazu steckt die „Hessenstrategie Mobilität 2035“ ab.
Die Mobilität von Menschen und Gütern ist eine der Grundvoraussetzungen wirtschaftlicher Dynamik, sozialer Teilhabe und individueller Freiheit. Wir wollen diese Mobilität sichern - schnell und klimafreundlich, für alle und auf Dauer. Mit einem digital vernetzten Verkehrssystem, das jede und jeden jederzeit schnell und umweltfreundlich ans Ziel bringt.
Autonom unterwegs: KIRA erprobt die Zukunft der Mobilität in der Region
Wie sieht der Nahverkehr von morgen aus?
Im Leuchtturmprojekt KIRA können Bürgerinnen und Bürger das schon heute erleben. In Langen, Egelsbach, im Kreis Offenbach sowie in Teilen von Darmstadt rollen erstmals autonome Shuttles der Stufe 4 durch die Straßen. Gebucht werden sie ganz einfach per App.
Mehr Mobilität für alle
Autonome Shuttles können genau dort eine Lücke schließen, wo Bus und Bahn bislang an ihre Grenzen stoßen, beispielsweise in Randzeiten oder in dünn besiedelten Gegenden. Wer spätabends nach Hause will, ältere Menschen ohne eigenes Auto oder Familien am Stadtrand; sie alle könnten künftig einfacher und flexibler mobil sein. So wird der ÖPNV attraktiver und auch die Lebensqualität steigt.
Starke Partner für ein Pionierprojekt
Getragen wird das Projekt KIRA von der Deutschen Bahn (DB) und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, finanziell unterstützt wird es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie vom Land Hessen.
Ein Blick nach vorn
KIRA ist ein Baustein für die Mobilität der Zukunft. Wenn autonome Shuttles, Busse und Bahnen clever verknüpft werden, entsteht ein ÖPNV der nicht nur flexibel ist, sondern auch zuverlässig, klimafreundlich und für alle leicht zugänglich. So wächst Schritt für Schritt ein System, das Menschen neue Freiheit gibt, unabhängig vom eigenen Auto.
Nahmobilität
Wer nahmobil unterwegs ist, lässt auf der Kurzstrecke das Auto stehen. Welche Möglichkeiten gibt es für Kommunen? Wie ist der aktuelle Stand beim Radwegebau?
Verlässliche Verkehrsangebote erfordern eine leistungsfähige Infrastruktur. Deswegen haben wir die Investitionen auf Rekordniveau erhöht: So stehen im Rahmen der "Sanierungsoffensive 2016 – 2025“ rund 930 Mio. für 1.138 einzelne Sanierungsprojekte zur Verfügung. Gleichzeitig werden in den nächsten Jahrzehnten 20 Mrd. in 12 Schienengroßprojekte fließen.
Der Bund hat die größten Schienenengpässe im Rhein-Main-Gebiet untersucht und einen Fernbahntunnel in Frankfurt als Beitrag zur Lösung der Probleme im Schienenknoten Frankfurt eingebracht. Darüber hinaus wurden weitergehende Überlegungen zur Struktur des Schienennetzes in Hessen angestoßen, denn die Verbindungen des ÖPNV bilden die tatsächlichen Verflechtungen zwischen den Wohn- und Arbeitsorten nicht mehr vollständig ab. Dabei werden Streckenreaktivierung ebenso völlig neue Verbindungen diskutiert: Können wir – zum Beispiel analog zum Berliner S-Bahn-Ring oder der Londoner Circle Line – den Ring, den die RTW als Halbkreis beginnt, schließen?
Nahmobilität und Vernetzung unterstützen
Unter Nahmobilität versteht man das Zufußgehen und Radfahren. Beides wurde lange Zeit nicht beachtet. Wir aber stellen die NahmobilitätÖffnet sich in einem neuen Fenster in den Mittelpunkt – und das hat einen guten Grund: Die Hessinnen und Hessen wollen es so: Weil es gerade auf kurzen Strecken die schnellste Möglichkeit ist, von A nach B zu kommen. Auch die Innenstädte werden so lebenswerter, weil Luftschadstoff- und Lärmbelastungen sinken. Allein für die Förderung nach Nahmobilitätsrichtlinie stehen pro Jahr 15,5 Mio. Euro zur Verfügung, zum Beispiel für die Realisierung von Radschnellverbindungen oder das Schulische Mobilitätsmanagement. Mit dem Nahmobilitäts-Check werden wir in diesem Jahr den Kommunen zudem ein neues Angebot unterbreiten.
In Zukunft wird der Güterverkehr weiter zunehmen, gerade in Hessen als Transitland. Deshalb muss die Weiterentwicklung des Verkehrs auch beim Güterverkehr ansetzen. Hessen wird daher intelligente Lösungen für die Logistik vor Ort umsetzen.
Mit dem Projekt ‚Emissionsarme Wirtschaftsverkehre FrankfurtRheinMain‘ im HOLM haben wir begonnen, konkrete Pilotmaßnahmen zur umweltverträglichen Stadtbelieferung, z.B. firmenübergreifende Mikrodepots oder Potentialanalysen für App-kartierte E-Ladeplätze für Lieferanten zu fördern.
Weitere Vorhaben wurden zum Beispiel zur Nutzung von Straßenbahnen für den Gütertransport, zu Mikrodepot oder der Integration von Auslieferungen per Lastenrad in den lokalen Einzelhandel durchgeführt. Zugleich erproben wir mit dem Oberleitungs-LKW an der A5 (Projekt ELISA) einen vielversprechenden Baustein für den emissionsarmen Güterverkehr der Zukunft, gerade für Pendelverkehre zwischen Ballungsräumen.
Derzeit laufen Überlegungen, wie ELISA gemeinsam mit weiteren Partnern und Unterstützung des Bundes zu einem Innovationscluster erweitert werden kann. Grundsätzlich bleibt es dabei, dass wir so viel Güterverkehr wie möglich auf die Schiene verlagern müssen. Aber wir werden nie in jedem Ort einen Gleisanschluss haben. Wir brauchen Elektro-LKWs als Ergänzung.
Verlässlichen Rahmen schaffen: Planung und Gesetze
Ordnungsrahmen und Planungsprozesse spiegeln teilweise nicht mehr die Mobilitätsrealität von heute und morgen. Insbesondere das Personenbeförderungsgesetz ist nicht mehr zeitgemäß und muss flexibler werden. Dies wird Hessen von der neuen Bundesregierung einfordern. Ähnliches gilt für eine integrierte Lärmbetrachtung, die künftig Grundlage für Lärmschutzmaßnahmen sein soll. Mit dem Hessischen Mobilitätsfördergesetz stellt das Land seit 2019 jährlich mindestens 100 Millionen Euro für Verkehrsprojekte (hälftig Straßenbau und öffentlicher Verkehr) in die Kommunen fließen lassen. Damit können diese verlässlich planen.
Zukünftige Maßnahmen
Mit der Hessenstrategie Mobilität 2035Öffnet sich in einem neuen Fenster bringt die Landesregierung die zentralen Themen, Entwicklungen und Trends zusammen, über die sich Expertinnen und Experten weitgehend einig sind. Ein solches digital vernetztes, alle Verkehrsträger verknüpfendes System bietet eine bessere Mobilität mit mehr Komfort als das heutige, einseitig auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtete System.
Die Strategie stützt sich auf Experteninterviews und eine vom HOLM durchgeführte Studie. Michael Kadow, Geschäftsführer der House of Logistics and Mobility (HOLM) GmbHÖffnet sich in einem neuen Fenster: „Das Ziel des Zukunftsbildes „Logistik und Mobilität 2035“ war es, Handlungsoptionen zu erarbeiten, damit die Wettbewerbsfähigkeit des Bundeslandes für 2035 gesichert und ausgebaut werden kann. Auf dieser Grundlage hat das HMWVW in Kooperation mit uns, der HOLM GmbH, eine Strategie entwickelt. Das Ergebnis dieser Kooperation haben wir in einer Programmatik unter der Überschrift „Hessen Strategie Mobilität 2035“ zusammengefasst. Die Ziele, die darin formuliert sind, orientieren sich am Leitgedanken einer nachhaltigen Logistik und Mobilität, die gleichermaßen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik dienen. Ich bin stolz darauf, dass wir als HOLM GmbH mit dem Zukunftsbild die Basis dafür legen durften. Das Bild, das wir auf unserer neutralen Plattform und in Kooperation mit vielen Partnern und Kunden, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern entworfen haben, geht heute in der Mobilitätsstrategie des Landes auf.“
Doch die Entscheidung, mit welchem Verkehrsmittel und auf welchem Weg ein Ziel am besten erreicht wird, kann nur so gut sein wie die Informationen, die zur Verfügung stehen. Damit Fahrten möglichst entspannt und ohne Umwege geplant werden können, setzen wir auf ein modernes, datenbasiertes Verkehrsmanagement. Das bedeutet: Je besser und aktueller die Informationen über Baustellen, Sperrungen oder Staus sind, desto leichter lässt sich der beste Weg finden – egal, ob mit dem Auto, Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Deshalb stellt Hessen Mobil digitale Verkehrsdaten in Echtzeit bereit. Zum Beispiel auf dem Verkehrsservice HessenÖffnet sich in einem neuen Fenster, wo aktuelle Infos zu Verkehrslage und Baustellen verfügbar sind. Auch viele Routenplaner nutzen diese Daten, um Routen zu berechnen.
Wir möchten, dass möglichst viele Verkehrsdaten aus Hessen für alle frei zugänglich sind, was auch über die nationale Verkehrsplattform MobilithekÖffnet sich in einem neuen Fenster gewährleistet wird. Zukünftig sollen dort Verkehrsdaten aus ganz Deutschland in Echtzeit abrufbar sein.
Mit dem Fachzentrum für Nachhaltige MobilitätsplanungÖffnet sich in einem neuen Fenster hat Hessen eine weitere Einrichtung geschaffen, die bundesweit einzigartig ist: Es unterstützt die Kommunen bei nachhaltiger Verkehrsplanung nach dem Modell des „Sustainable Urban Mobility Plans“ und unterstützt bei der Suche nach Fördermöglichkeiten. So leistet Hessen einen Beitrag dazu, dass die Kommunen gemeinsam mit dem Land zu Vorreitern der Verkehrswende werden.