Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Strategien der Fachkräftesicherung in schwieriger wirtschaftlicher Lage

Hessische Betriebe standen auch 2023 vor komplexen Herausforderungen. Dies zeigt der nun vorliegende Gesamtbericht des IAB-Betriebspanels 2023, für das hessenweit rund 960 Betriebe befragt wurden.

Fast zwei Drittel der Betriebe sahen sich überwiegend negativ betroffen durch Preissteigerungen und Knappheiten bei Energie, Rohstoffen und Vorleistungen. Auch gestiegene Personalkosten stellten die Betriebe vor größere wirtschaftliche Probleme. Hinsichtlich der Entwicklung des Geschäftsvolumens blieb die Mehrheit der Betriebe zwischen den Jahren 2021 und 2023 wirtschaftlich stabil; allerdings nahm der Anteil der Betriebe mit sinkenden Geschäftserwartungen in diesem Zeitraum sukzessive zu. Positiv hervorzuheben ist die zunehmende Innovationsorientierung der Betriebe. Der Anteil der Betriebe mit umgesetzten Innovationen nahm zu; unter anderem ist eine wachsende Zahl eingesetzter Roboter zu verzeichnen.

Eine drängende Herausforderung bleibt neben der wirtschaftlichen Lage der Fachkräftemangel. Nach den einzelnen Reports zur wirtschaftlichen Lage der Betriebe, den Personalbewegungen und -engpässen sowie dem Ausbildungs- und Weiterbildungsgeschehen legt der Gesamtbericht 2023 nun einen zusätzlichen Fokus auf das Thema Fachkräftesicherung.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, stehen Betriebe vor der Aufgabe, qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu binden. Der Gesamtbericht zeigt die Bedeutung verschiedener Strategien zur Sicherung des Fachkräftebestands und der Deckung des Fachkräftebedarfs aus betrieblicher Perspektive auf.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori betonte: „Die Landesregierung steht auch weiterhin an der Seite der hessischen Betriebe und unterstützt sie nach Kräften.“ Gleichzeitig begrüßte er die Bereitschaft der Betriebe, ihre Strategien zur Fachkräftesicherung an eine sich verändernde Gesellschaft anzupassen. „Es ist gut und wichtig, dass die Verantwortlichen hier verschiedene Hebel gleichzeitig im Blick haben, neben der wichtigen Aus- und Weiterbildung zum Beispiel auch das Thema Arbeitgeberattraktivität und Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen.“

„Hessens Betriebe stehen vor großen Herausforderungen, doch die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. „Die Investitionen in Weiterbildung, Innovation und attraktive Arbeitsbedingungen machen uns fit für die Zukunft. Wir müssen diese Dynamik beibehalten und noch stärker in die Entwicklung unserer Fachkräfte investieren. Es gilt alle verfügbaren Arbeitskräftepotenziale auszuschöpfen und die hessischen Unternehmen bei der Bewältigung des Fachkräftemangels weiter zu unterstützen.“

Duale Ausbildung und Weiterbildung sind für Betriebe weiterhin wichtige Instrumente zur Fachkräftesicherung

Ein gutes Drittel der Betriebe in Hessen ordnet der Gewinnung von Nachwuchs durch eigene Ausbildung eine hohe Relevanz in ihrer Fachkräftesicherung zu. Der Weiterbildung von Beschäftigten maß knapp die Hälfte der Betriebe eine hohe (48 Prozent) Bedeutung für den Erhalt ihres Fachkräftebestandes bei.

Neben Aus- und Weiterbildung setzen viele Betriebe auf weitere Strategien

Ältere Beschäftigte, von 60 Jahren oder älter, sind demografisch bedingt immer stärker in den Belegschaften vertreten und könnten bei passenden Rahmenbedingungen für eine Verlängerung ihrer Erwerbstätigkeit gewonnen werden. 31 Prozent der Betriebe geben an, dass der Verbleib dieser Zielgruppe bereits jetzt eine wichtige Maßnahme zur Sicherung ihres Fachkräftebestandes darstellt.

Der Einsatz von Leiharbeit stellt hingegen nur in drei Prozent der Betriebe eine hoch- und in zehn Prozent eine weniger bedeutsame Fachkräftesicherungsstrategie dar.

Für 20 Prozent der befragten Betriebe spielt das Anwerben von Arbeitskräften aus dem Ausland eine Rolle für die Fachkräftesicherung.

13 Prozent der Betriebe in Hessen erachten die Zusammenarbeit mit Schulen, Hochschulen und weiteren Bildungsträgern als sehr wichtig. Das Werben für den eigenen Betrieb zur Fachkräftesicherung ist in jedem fünften Betrieb von hoher Relevanz.

Strategien zur Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität sind wichtige und entscheidende Faktoren zur Fachkräftesicherung und -bindung

In den meisten Betrieben spielt das grundsätzliche Schaffen von attraktiven Arbeitsbedingungen eine Rolle. Eine verbesserte Balance zwischen beruflichen und familiären Verpflichtungen trägt in fast der Hälfte der Betriebe (46 Prozent) in hohem Maße zur Fachkräftesicherung bei. Einer verbesserten Work-Life-Balance wird damit eine größere Bedeutung beigemessen als der Zahlung von höheren Löhnen, die knapp ein Drittel der Betriebe (32 Prozent) hervorhebt.

Ansätze und Ergebnisse unterscheiden sich auch je nach Betriebsgröße

Generell können größere Betriebe durch erhöhte Ressourcenverfügbarkeit vielfältigere Fachkräftesicherungsstrategien ausbauen. Sie benötigen insgesamt deutlich mehr Mitarbeitende, können ihre Fachkraftstellen aber auch deutlich besser besetzen als kleinere Betriebe.

Hintergrundinformationen

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Verian Group (ehemals Kantar Public) befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Bundesagentur für Arbeit. 

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