Die Umnutzung bestehender Gebäude kann erheblich zum klimafreundlichen Wohnungsbau beitragen. Darauf hat Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Jens Deutschendorf am Montag bei einem Besuch der ehemaligen Pioneer-Kaserne in Hanau hingewiesen. Auf dem früher von den US-Streitkräften genutzten Gelände entsteht gerade ein Wohnquartier für bis zu 5.000 Menschen. Zusammen mit Mitgliedern der Allianz für Wohnen Hessen besichtigte Deutschendorf die Baustelle des ehemaligen Kasinos der Kaserne, das in einem Ensemble denkmalgeschützter Gebäude steht. Dort sind hochwertige Wohnungen, ein Hotel sowie ein Gesundheitszentrum geplant.
„Historische Bauten bieten eine besondere Atmosphäre und oftmals hohe handwerkliche Qualität“, sagte der Staatssekretär. „Ihr Umbau erfordert viel Sachverstand und hohe Fachkunde.“ Über die Probleme des Umbaus im Bestand, den Material- und Fachkräftemangel sowie die Lage auf den Baustellen diskutierte Deutschendorf mit Thomas Reimann, Vizepräsident des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen, und Stefan Füll, Präsident des Hessischen Handwerkstags.
Thomas Reimann nannte zwei wesentliche Vorteile der Revitalisierung von Bestandsgebäuden gegenüber dem Neubau: „Zum einen entfällt der Erdbau für die Baugrube und zum anderen bleibt Substanz erhalten, was Ressourcen an Steinen, Beton und Stahl spart. Schon deswegen sollte hier in Zukunft solchen Bauvorhaben mit weniger Bürokratie begegnet werden, um schnelle Verfahren zu ermöglichen.“
„Ohne qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker sind Neu- und Umbauten, Sanierungen und auch die Energiewende nicht umsetzbar“, sagte Handwerkspräsident Füll. „Das Handwerk baut gern mit daran, neuen Wohnraum zu schaffen und das Land fit für die Zukunft zu machen, wird aber von fehlenden Fach- und Nachwuchskräften ausgebremst. Wir brauchen eine höhere Wertschätzung von Handwerksberufen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss in den Köpfen ankommen. Wir brauchen nicht nur junge Leute, die fürs Klima auf die Straße gehen, sondern auch zu uns ins Handwerk kommen. Hier muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden. Nur mit der Wirtschaftskraft Handwerk können schließlich Bauprojekte wie der Hanauer Pioneer Park und andere Wohnungsbauvorhaben umgesetzt werden.“
„Insbesondere die vielen erfolgreich umgesetzten Konversionsprojekte haben dafür gesorgt, dass die Stadt Hanau heute auf einen profunden Erfahrungsschatz zurückgreifen kann, wenn es um Bauen im Bestand geht“, sagte Stadtrat Thomas Morlock und erinnerte daran, dass in der Brüder-Grimm-Stadt nicht nur weitläufige Militärflächen, sondern auch Gewerbebrachen neuen Nutzungen zugeführt worden sind. „Dabei galt und gilt es immer, die vorhandenen Bestandsgebäude, soweit es ihre Bausubstanz zulässt, nach zeitgemäßen Standards zu sanieren.“ Durch die zusätzliche Nachverdichtung mit Neubauten sei es gelungen, die jeweiligen Quartiere zu einem ansprechenden Gesamt-Ensemble zu entwickeln. „Ein herausragendes Beispiel für diese Vorgehensweise ist der Pioneer Park im Stadtteil Wolfgang. Hier lässt sich sehr anschaulich nachvollziehen, wie gut so etwas gelingen kann.“