Hessens Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir hat auf die Bedeutung der sozialen Infrastruktur für Wohnungs- und Städtebau hingewiesen: „Ein Wohngebiet ist mehr als eine Ansammlung von Häusern. Dazu gehören auch Grünflächen, Kindergärten, Sportplätze. Sonst schafft man sich die sozialen Probleme der Zukunft“, sagte der Minister am Mittwoch in Rüsselsheim, wo er das Nachbarschafts- und Familienzentrum in der Böllensee-Siedlung und die Wohnanlage am Verna-Park besuchte: „Rüsselsheim hat die Herausforderung angenommen, Aspekte wie Nachhaltigkeit und Baukultur schon bei der Planung mitzudenken“, lobte Al-Wazir.
Das Nachbarschafts- und Familienzentrum ist das neue Herzstück der bereits in den 30er Jahren errichteten Böllensee-Siedlung. Es zeichnet sich durch eine innovative Wohn- und Nutzungsgemeinschaft aus Kita, Jugendarbeit, Familienzentrum und Seniorenwohnen aus.
Rüsselsheim war erste Station der Sommertour des Ministers, die in diesem Jahr zu richtungsweisenden Projekten der „Allianz für Wohnen in Hessen“ führt. Darin haben sich rund 20 Verbände und Institutionen zusammengeschlossen, darunter die Architekten- und Stadtplanerkammer (AKH) sowie der Verband der südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW Südwest). Mit AKH-Präsidentin Brigitte Holz und VdW-Vorstand Dr. Axel Tausendpfund traf der Minister in Rüsselsheim zu einem Erfahrungsaustausch über die Herausforderungen des Städtebaus im Ballungsraum zusammen.
Flächenverbrauch reduzieren durch Nachverdichtung
Eine dieser Herausforderungen ist die Notwendigkeit, den Flächenverbrauch zu reduzieren. Eine Antwort ist die Nachverdichtung bestehender Quartiere. Dass auch auf diese Weise hohe Wohnqualität zu erreichen ist, zeigt die Anlage „Wohnen am Verna-Park“ der Rüsselsheimer gewobau mit ihren ansprechenden Gebäuden und Freiflächen.
„Qualität schafft Akzeptanz für Veränderung,“ sagte AKH Präsidentin Brigitte Holz. „Die Wohnanlage am Verna Park überzeugt durch eine angemessene Dichte, eine gute Vernetzung mit der Umgebung und eine Materialwahl bei Gebäuden und Freiflächen, die aus der Nachbarschaft abgeleitet wurden. Alt und Neu fügen sich hervorragend zusammen, ohne die jeweilige Entstehungszeit zu verleugnen.“
„Die Mitglieder des VdW südwest sind Partner ihrer Kommunen“, erklärte Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest. „Sie stehen für bezahlbares Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung, für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung und für ein langfristiges soziales Engagement. Die gewobau hier in Rüsselsheim zeigt dies eindrucksvoll – und all dies darüber hinaus mit preisgekrönter Architektur. Diesen Weg auch in Zukunft zu beschreiten, dazu haben sich zahlreiche unserer Mitglieder im Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft eindrucksvoll bekannt.“
Hessen fördert mehr als Wohnungsbau
Oberbürgermeister Udo Bausch, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der gewobau ist, sagte: „Rüsselsheim am Main ist ein Wirtschafts-, Forschungs- und Entwicklungsstandort mit Zukunft. Zudem ist die Stadt zunehmend ein beliebter Wohnstandort. Die gewobau übernimmt eine besondere Verantwortung, indem sie attraktive neue Gebäude für bezahlbares Wohnen und kombinierte Wohnformen mit sozialen Nutzungen wie für ein Nachbarschafts- und Familienzentrum entwickelt.“
Al-Wazir wies darauf hin, dass Hessen nicht nur den Bau von Wohnungen mit erheblichen Summen fördert, sondern auch die Gestaltung ganzer Quartiere. Aus der Städtebauförderung fließen jährlich über 100 Mio. Euro an hessische Städte und Gemeinden. Die von Bund und Land stammenden Mittel verteilen sich auf unterschiedliche Programme. Ihre Ziele sind die Belebung von Ortskernen, die Anpassung an die Klimaerwärmung und den Bevölkerungswandel, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und die Sanierung öffentlicher Sportplätze und -hallen. Im laufenden Jahr liegt die Gesamtsumme bei 107,2 Mio. Euro.