Bezahlbaren Wohnraum für ältere und hilfebedürftige Menschen zu schaffen, zählt Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir zu den drängenden Aufgaben des Wohnungsbaus. „Der Bedarf an bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen ist groß, das Nachrüsten im Bestand oft teuer. Umso wichtiger ist der bedarfsgerechte Neubau“, sagte der Minister am Freitag in Langen bei einem Besuch der Anna-Sofien-Höfe. Das Projekt der Baugenossenschaft Langen verbindet altersgerechte Architektur mit auf Kommunikation ausgerichteter Freiraumplanung, einem nachhaltigen Mobilitätskonzept für die Bewohner und ergänzenden Pflegeangeboten und hat dafür den Hessischen Preis für Innovation und Gemeinsinn im Wohnungsbau erhalten, den Al-Wazir am Freitag überreichte.
Langen war Station der Sommertour des Ministers, die in diesem Jahr zu richtungsweisenden Projekten der „Allianz für Wohnen in Hessen“ führt. Darin haben sich rund 20 Verbände und Institutionen zusammengeschlossen, darunter die Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen und die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen. Mit Jürgen Eufinger, Erster Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte, und Jörg Klärner, Vorstandsmitglied der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, diskutierte Al-Wazir in Langen über aktuelle Herausforderungen des Wohnungsbaus.
„Als Liga Hessen sagen wir: Wohnen ist ein Menschenrecht“, sagte Liga-Vorstandsmitglied Jörg Klärner. „Wir wünschen uns hier beim Sozialen Wohnungsbau ein starkes Miteinander des Landes Hessen mit den Wohnungsbaugesellschaften und Kommunen, um Projekte wie die Anna-Sofien-Höfe möglichst zeitnah und flächendeckend im Land zu etablieren - Wohnungen, die bezahlbar und bedarfsgerecht sind mit langen sozialen Mietpreisbindungen.“
Abbau präkerer Wohnformen
Die LAG Soziale Brennpunkte Hessen e.V. legte ihren Schwerpunkt auf den Abbau prekärer Wohnformen: „Es hat sich gezeigt, dass der freie Markt das Wohnraumproblem nicht lösen kann“, sagte ihr Erster Vorsitzender Jürgen Eufinger. „Die öffentliche Hand muss steuernd eingreifen und dafür sorgen, dass sich kommunale Wohnungsbaugesellschaften verstärkt an den Prinzipien der Gemeinnützigkeit orientieren und zukünftig wieder mehr Wohnraum im unteren und mittleren Preissegment schaffen. Gleichzeitig fordern wir einen Abbau von Sonder-, Not- und Sammelunterkünften in Hessen, keine Toleranz gegenüber Vermietern von Problemimmobilien und die Einrichtung von Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit in jedem hessischen Landkreis und in jeder kreisfreien Kommune.“
Große Bedeutung maß der Minister der auf Engagement und Teilhabe gerichteten Idee der Genossenschaft bei: „In den Anna-Sofien-Höfen findet diese Idee zeitgemäße Antworten auf Fragen wie altersgerechtes Wohnen, nachbarschaftliche Hilfe und Klimaschutz. Besonders überzeugt der Ansatz, Mehrgenerationenwohnen nicht nur als gesellschaftliches, sondern auch als infrastrukturelles Thema zu betrachten und eine nachhaltige Mobilität für alle anzubieten. Quartiersentwicklung und Wohnungsbau müssen in einer alternden und vielfältigeren Gesellschaft, neuen Lebensentwürfen und dem Bedürfnis nach Nachbarschaft, nach Gemeinschaft und Inklusion gerecht werden. Sie sollen adäquate Wohnformen und hohe Lebensqualität drinnen wie draußen bieten.“
Jährlich fließen über 100 Millionen Euro in Städte und Gemeinden
Maßgeblich an den Anna-Sofien-Höfen beteiligt ist auch die Stadt Langen, die mit der Baugenossenschaft beim Bau eines Quartierszentrums kooperiert. In einem Punkthaus sind die Mobilitätszentrale des städtischen Begegnungszentrums Haltestelle und ihres Fördervereins, ein Veranstaltungsraum und ein Pflegestützpunkt vorgesehen. „Es ist nicht alltäglich, dass eine Baugenossenschaft so eng mit einer Stadt zusammenarbeitet“, hebt Langens Bürgermeister Jan Werner hervor. „Zwei starke Partner in enger Kooperation mit dem Freundeskreis des Begegnungszentrums Haltestelle ergänzen sich gegenseitig und ermöglichen ein neues Modell zum Erhalt der Selbstständigkeit und Mobilität von älteren Menschen mit und ohne Behinderung.“
Al-Wazir würdigte die Anstrengungen der Stadt für den Wohnungsbau und ihren überdurchschnittlichen Anteil an Sozialwohnungen. Er wies darauf hin, dass Hessen nicht nur den Bau von Wohnungen mit erheblichen Summen fördert, sondern auch die Gestaltung ganzer Quartiere. Aus der Städtebauförderung fließen jährlich über 100 Mio. Euro an hessische Städte und Gemeinden.
Die von Bund und Land stammenden Mittel verteilen sich auf unterschiedliche Programme. Ihre Ziele sind die Belebung von Ortskernen, die Anpassung an die Klimaerwärmung und den Bevölkerungswandel, die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und die Sanierung öffentlicher Sportplätze und -hallen. Im laufenden Jahr liegt die Gesamtsumme bei 107,2 Mio. Euro. Hinzu kommt das neue Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“, das für die Stärkung der hessischen Innenstädte bis 2023 bis zu 40 Mio. Euro zur Verfügung stellt.