Jeder dritte zur Ausbildung berechtigte Betrieb in Hessen hat im Ausbildungsjahr 2017/18 einen oder mehrere Ausbildungsplätze angeboten. Insgesamt über 62.000 Stellen waren ein Rekordwert, wie aus dem aktuellen IAB-Betriebspanel – einer repräsentativen Befragung von 1.046 hessischen Betrieben – hervorgeht.
Gleichwohl ging die Zahl der ausbildenden Betriebe weiter zurück. Trotz des großen Angebots blieb die Zahl der besetzten Ausbildungsstellen mit rund 49.000 kaum verändert. Entsprechend ging die Besetzungsquote auf 78 Prozent zurück. Trotzdem konnten knapp zwei Drittel der Betriebe alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Die wenigsten Probleme hatten die Öffentliche Verwaltung sowie Großbetriebe. Im Baugewerbe sowie in Kleinstbetrieben blieben dagegen viele Plätze frei.
Meist Übernahmen nach Ausbildungsabschluss
38.000 Auszubildende bestanden im vergangenen Jahr ihre Abschlussprüfung, 25.000 von ihnen wurden übernommen – der dritthöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Weibliche Auszubildende hatten mit einer Übernahmequote von 63 Prozent im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen (69 Prozent) etwas schlechtere Chancen.
Besonders häufig erfolgten Übernahmen im Baugewerbe (90 Prozent) und der Öffentlichen Verwaltung (87 Prozent) sowie in Kleinst- und Großbetrieben (80 bzw. 78 Prozent).„Je weniger Betriebe sich an der Ausbildung beteiligen, umso größer wird der Wettbewerb um junge Arbeitskräfte“, resümiert Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. „Diese Entwicklung können wir bereits jetzt feststellen. Angesichts wachsender Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften ist die Investition in Aus- und Weiterbildung der richtige Schritt, um konkurrenzfähig zu bleiben. Gerade bei der Ausbildung wird die Hauptlast augenscheinlich von noch nicht einmal der Hälfte aller befragten Betriebe getragen.“ Über die Gründe kann Martin nur mutmaßen: „Die wirkliche Antwort kann nur aus den Betrieben kommen. Ausbildung ist ein anstrengendes Geschäft, das auch Geld kostet. Eine Investition, die sich aber längerfristig auszahlt.“
Jeder zweite Betrieb fördert Weiterbildung
51 Prozent der Betriebe engagierten sich im ersten Halbjahr 2018 in der Weiterbildung. Überdurchschnittlich hoch lag die Weiterbildungsbeteiligung in der Öffentlichen Verwaltung (76 Prozent der Betriebe) sowie den sonstigen, wirtschaftsnahen und wissenschaftlichen Dienstleistungen (58 bzw. 54 Prozent).
Gute Weiterbildungschancen für qualifiziert Beschäftigte und Frauen
Im ersten Halbjahr 2018 nahmen in Hessen rund 27 Prozent aller Beschäftigten an betrieblich geförderten Weiterbildungsmaßnahmen teil. Damit erreichte der Anteil weitergebildeter Beschäftigter insgesamt fast das Vorjahresniveau. Beschäftigte mit Ausbildung bzw. Hochschulabschluss nahmen fast doppelt so häufig an betrieblicher Weiterbildung teil wie Beschäftigte in einfachen Tätigkeiten.
Die Betriebe investierten auch im ersten Halbjahr 2018 wieder etwas stärker in die Weiterbildung ihrer weiblichen Beschäftigten: Während 30 Prozent der Frauen weitergebildet wurden, nahmen nur 26 Prozent der männlichen Beschäftigten an betrieblich geförderten Maßnahmen teil.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir appellierte an die Beschäftigten, die Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung zu nutzen. Als ein Beispiel nannte er die Aufstiegsprämie, mit der das Land Hessen Männer und Frauen beim Erwerb eines Meistertitels in Handwerk, Industrie, Handel oder Landwirtschaft unterstützt: „Mit der Aufstiegsprämie von je 1000 Euro honorieren wir die Leistung derjenigen, die sich nach einer beruflichen Ausbildung noch weiterqualifizieren. Denn unsere Wirtschaft und unser Ausbildungssystem sind auf solche Menschen angewiesen.“
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch Kantar Public (ehemals TNS Infratest Sozialforschung) befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Finanziert werden die hessischen Zusatzauswertungen durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie den Europäischen Sozialfonds. IAB-Betriebspaneldaten zur Aus- und Weiterbildung unterscheiden sich von anderen Statistiken, da sie einige Besonderheiten aufweisen. Sie sind daher nicht mit anderen Daten vergleichbar.