Im vergangenen Jahrzehnt nahm die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern deutlich zu. Trotzdem bleiben Frauen in einigen Branchen und Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Der nun vorliegende vierte Report des jährlichen IAB-Panels untersucht, wie sich die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise auf die geschlechtsspezifische Beschäftigungssituation im Jahr 2022 auswirkten. Dazu wurden rund 950 Betriebe befragt.
Frauen sind weiterhin überwiegend im Dienstleistungsbereich tätig
Frauen und Männer verteilen sich ungleich auf die verschiedenen Wirtschaftszweige. Wie in den Vorjahren waren Frauen auch 2022 insbesondere im Wirtschaftszweig Sonstige Dienstleistungen tätig, der unter anderem die Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsberufe umfasst. Außerdem gab es überdurchschnittlich viele weibliche Beschäftigte in der Öffentlichen Verwaltung. Männer hingegen verteilten sich überdurchschnittlich stark auf die gewerblichen Branchen (Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe).
Frauen gehen nach wie vor seltener einer Vollzeitstelle nach als Männer
Die Gesamtzahl der Beschäftigten ist in Hessen 2022 im Vergleich zu den beiden pandemiegeprägten Vorjahren wieder gestiegen. Der Frauenanteil erhöhte sich dabei auf 50 Prozent. Trotzdem nehmen Frauen nicht in gleichem zeitlichem Umfang am Erwerbsleben teil wie Männer. In 2022 wurde etwa jede dritte Arbeitsstelle in Hessen in Teilzeit ausgeübt; davon entfielen drei Viertel auf Frauen. Gut die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen ging im vergangenen Jahr einer Arbeit in Teilzeit nach. Die Teilzeitquote der männlichen Beschäftigten betrug hingegen nur 17 Prozent. Seit Beginn der Panelbeobachtungen 2001 hat die Teilzeitquote der Frauen um zehn Prozentpunkte zugenommen.
Frauen sind häufiger geringfügig beschäftigt als Männer
Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der geringfügigen Beschäftigung ab. Insgesamt gingen Mitte 2022 zwölf Prozent der Erwerbstätigen in Hessen einer geringfügigen Beschäftigung nach. Der Anteil der Frauen lag mit 14 Prozent über dem der Männer (8 Prozent).
Befristungsquote von Frauen und Männern gleicht sich an
Der Anteil der befristet Beschäftigten an allen abhängig Beschäftigten (Befristungsquote) nahm bei Frauen in den letzten zwei Jahren ab, während die Quote der Männer stieg. Dadurch ergaben sich erstmals nahezu ausgeglichene Befristungsquoten für Frauen (6,6 Prozent) und Männer (6,3 Prozent).
Frauenanteil in geschäftsführender Position auf niedrigem Niveau
Obwohl immer mehr hochqualifizierte Frauen in den Arbeitsmarkt eintreten, blieben sie auch 2022 auf der Führungsebene der hessischen Betriebe deutlich unterrepräsentiert. 2022 waren 27 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Ihr Anteil ist in den letzten Jahren nur leicht gestiegen.
Eine Differenzierung nach erster und zweiter Führungsebene zeigt, dass 2022 in Hessen 28 Prozent der Stellen der ersten Führungsebene mit Frauen besetzt waren. Seit Beginn der Erfassung 2004 hat sich ihr Anteil damit kaum verändert. Etwas mehr weibliche Führungskräfte waren auf der zweiten Führungsebene festzustellen (38 Prozent). Aber auch hier stagnierten die Frauenanteile in den vergangenen Jahren.
Jeder vierte Betrieb gab 2022 an, dass Führungspositionen grundsätzlich auch in Teilzeit ausgeübt werden können. In knapp zwei Drittel dieser Betriebe wurde Teilzeitführung auch tatsächlich praktiziert. 11 Prozent der Führungskräfte haben ihre Funktion in Teilzeit ausgeübt. Dies betraf deutlich mehr weibliche (22 Prozent) als männliche Führungskräfte (sechs Prozent).
Frauen profitieren von betrieblicher Weiterbildung
In den vergangenen Jahren profitierten Frauen von betrieblich geförderter Weiterbildung stärker als Männer. Dies blieb auch während der Pandemiejahre 2020 und 2021 so, obwohl die Weiterbildungsquoten beider Geschlechter deutlich sanken. Im 1. Halbjahr 2022 stabilisierte sich das Weiterbildungsgeschehen wieder. Knapp ein Viertel der weiblichen und knapp ein Fünftel der männlichen Beschäftigten erlangten eine betriebliche Förderung bei der Weiterbildung. Dennoch ist das Vorpandemieniveau noch nicht wieder erreicht.
Weiterführende Infos
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen sowie der Bundesagentur für Arbeit.