Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Gesamtbericht stellt Verhalten der Betriebe in Krisenzeiten in den Fokus

Das Jahr 2022 hat die Betriebe vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Während sich noch viele von der Corona-Pandemie erholten, wirkten sich bereits der Ukraine-Krieg und die Energiekrise aus. Der nun vorliegende Gesamtbericht des IAB-Betriebspanels 2022 stellt das Verhalten der Betriebe in Krisenzeiten in den Fokus. Befragt wurden bundesweit über 16.000 Betriebe. Die Schwerpunkte der Befragung im 2. Halbjahr 2022 waren:  

  • die wirtschaftliche Lage der Betriebe,
  • die betriebliche Aus- und Weiterbildung,
  • die Personalbedarfe und -probleme
  • sowie die personalpolitischen Maßnahmen.

40 Prozent der befragten Betriebe waren durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs negativ betroffen, vor allem wegen höherer Kosten für Energie und Treibstoffe sowie wegen Problemen in den Lieferketten. Die Geschäftserwartungen trübten sich daher ein.

Ausbildungsbeteiligung und Übernahmequote angestiegen 

Der Anteil der ausbildenden Betriebe wuchs im Ausbildungsjahr 2021/22 um einen Punkt auf 27 Prozent, stellt jedoch den drittniedrigsten Wert seit der Jahrtausendwende dar. Gleichzeitig verschärfte sich der Mangel an Bewerbungen, so dass Im Ausbildungsjahr 2021/22 über 7.000 Ausbildungsstellen in Hessen unbesetzt blieben. Um ihren Fachkräftebedarf zu decken, übernehmen die Betriebe immer häufiger ihre Absolventinnen und Absolventen. Die Quote lag mit 75 Prozent so hoch wie nie zuvor.

Betriebliche Weiterbildung wieder verstärkt genutzt 

Die Nutzung digitaler Technologien und die Einführung digitaler Prozesse schaffen neuen Weiterbildungsbedarf für Beschäftigte. So haben 38 Prozent der Betriebe in Hessen im ersten Halbjahr 2022 Weiterbildungsnahmen gefördert – das waren sieben Prozentpunkte mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, aber deutlich weniger als im ersten Halbjahr 2019 (51 Prozent). Ähnlich entwickelte sich die Weiterbildungsquote der Beschäftigten, die im Jahresvergleich um neun Punkte auf 22 Prozent stieg, aber noch nicht das Niveau vor der Pandemie (erstes Halbjahr 2019: 28 Prozent) erreichte. Die Betriebe förderten vor allem externe Kurse.

Arbeits- und Fachkräftegewinnung immer schwieriger  

Die Arbeitsmarktdynamik nahm im ersten Halbjahr 2022 wieder zu. Ein Drittel der hessischen Betriebe tätigte Neueinstellungen, die überwiegend Fachkräfte betrafen. Dennoch konnten 37 Prozent der Fachkraftstellen (82.000) nicht besetzt werden. Der Bedarf der Betriebe ist sogar noch größer, denn 36 Prozent der Betriebe äußerten, dass sie noch weitere Arbeitskräfte zum nächstmöglichen Termin einstellen würden. Über die Hälfte der Betriebe (56 Prozent) rechneten für die Jahre 2023 und 2024 mit Problemen bei der Fachkräfterekrutierung. Selbst bei der Gewinnung von Beschäftigten für einfache Tätigkeiten sehen 28 Prozent der Betriebe Probleme. Zusätzliche Herausforderungen wurden in der Überalterung und der Fluktuation der aktuellen Belegschaften gesehen.

Attraktive Arbeitsgestaltung bindet Beschäftigte an den Betrieb

Auch 2022 boten knapp ein Drittel der hessischen Betriebe mobiles Arbeiten an. Das örtlich flexible Arbeiten und damit die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie scheint sich als Mittel der Arbeitgeberattraktivität zu verstetigen. Ergänzend wurden flexible Ausgleichsmöglichkeiten von Überstunden durch Entgelt oder Freizeit von annähernd der Hälfte der Betriebe als Instrument zur Mitarbeitendenbindung genutzt. Auch Langzeitarbeitskonten zur Ansparung größerer Arbeitszeitguthaben für längere Freistellungen sind bei einem Drittel der Betriebe etabliert, was zu einer Verbesserung der Work-Life-Balance beitragen soll.   

Hintergrundinformation

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen sowie der Bundesagentur für Arbeit.