Hessens Wirtschafts- und Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir hat die Friedrichsdorfer Ökosiedlung als beispielhaftes Projekt nachhaltiger und klimafreundlicher Architektur gewürdigt. „Einen großen Teil unserer Energie verbrauchen wir für das Heizen unserer Häuser. Dabei ist es heute längst möglich, den Aufwand drastisch zu reduzieren und dabei noch an Komfort zu gewinnen“, erklärte Al-Wazir am Donnerstag bei einem Besuch des teilweise fertigen Vorhabens.
Friedrichsdorf war Station der Sommertour des Ministers, die in diesem Jahr zu richtungsweisenden Projekten der „Allianz für Wohnen in Hessen“ führt. Darin haben sich rund 20 Verbände und Institutionen zusammengeschlossen, darunter der BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, die Ingenieurkammer Hessen und der Regionalverband FrankfurtRheinMain. Mit BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka, Ingenieurkammer-Präsident Ingolf Kluge und Verbandsdirektor Thomas Horn traf Al-Wazir in Friedrichsdorf zu einem Meinungsaustausch über die Herausforderungen des Wohnungs- und Städtebaus zusammen.
Klimaschutz und Wohnen müssen im Einklang
Zu diesen Herausforderungen zählen die große Wohnungsnachfrage in den Ballungsräumen, die Bevölkerungsentwicklung, die Differenzierung der Lebensstile und der Klimaschutz. Al-Wazir lobte die Anstrengungen der Stadt Friedrichsdorf, diesen Entwicklungen mit einem nachhaltigen und attraktiven Wohnungsangebot gerecht zu werden. Insbesondere hob der Minister hervor, dass die Stadt bei der Ökosiedlung das Instrument der Konzeptvergabe genutzt hat, bei dem Bauland nicht nach Höchstpreis, sondern nach der Konzeptqualität veräußert wird.
„Mit der Ökosiedlungwollten wir nicht nur einen ökologischen Leuchtturm für die Region entstehen lassen, sondern eine soziokulturelle, ökologische Siedlung, die ein breites Wohnspektrum abbildet“, sagte Bürgermeister Horst Burghard. „Neben den ökologischen Aspekten war uns von Anfang an wichtig, dass jungen und alten Menschen sowie Menschen mit Kindern Kommunikationsmöglichkeiten geboten werden. Dies soll durch eine Kindertagesstätte, einen Nachbarschaftstreff, betreutes Wohnen und einen Park sowie einem großen Platz in der Mitte der Siedlung erreicht werden.“
Ingenieurkammer-Präsident Kluge betonte, dass künftig noch mehr solcher Modellprojekte zur Belebung von Ortskernen und zur Ressourcenschonung im städtischen wie im ländlichen Raum notwendig seien. Hierzu bedürfe es allerdings einer größeren Förderung der Wohnbauflächenpotenziale und Baulandentwicklung, um nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern gleichermaßen auch dessen Versorgung mit moderner Technologie sicherzustellen. Ingenieure seien Garanten, um die Wirtschaftlichkeit interdisziplinärer Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und des Einsatzes erneuerbarer Energien, Barrierefreiheit und somit letztlich der angestrebten Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Neue grüne Mitte
Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW, wies darauf hin, dass dieses Projekt eines BFW-Mitgliedsunternehmens zeige, wie private Bauträger und Projektentwickler auch ohne enge regulative Vorgaben Verantwortung übernehmen, energetisch zukunftsweisend bauen und dabei soziale wie ökologische Aspekte optimal miteinander kombinieren.
Verbandsdirektor Thomas Horn hob die Bedeutung des Wohnungsbaus hervor und würdigte die Landes-Initiative „Großer Frankfurter Bogen“: „Der Große Frankfurter Bogen ist das erfolgreiche Instrumentarium, planungswillige Kommunen mit großer finanzieller Hebelwirkung bei Ihren Wohnbauaktivitäten zu unterstützen“.
In der Ökosiedlung Friedrichsdorf - vorgestellt von Michael Henninger, Geschäftsführer der FRANK Projektentwicklung Rhein-Main GmbH - entstehen ca. 350 Wohneinheiten in Doppel- und Reihenhäusern sowie Mehrfamilienhäusern um eine grüne Mitte mit altem Baumbestand. Grünflächen und Außenanlagen der Häuser werden struktur- und artenreich angelegt, Dachflächen begrünt bzw. für Sonnenenergie genutzt. Der Flächenverbrauch wurde minimiert. Beheizt wird die Siedlung über ein zentrales System, das unterschiedliche Technologien intelligent kombiniert und unter anderem einen unterirdischen Eisspeicher umfasst. Minister Al-Wazir äußerte die Hoffnung, dass dieses gelungene Konzept Schule machen möge.