Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari Becker

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

GFB-Zukunftspreis prämiert

Mikro-Genossenschaften im Bestand, öffentliche „Kultur für Alle“ und Pop-up-Prototyp im Quartier: Zukunftsweisende Ideen fürs regionale Wohnen und Zusammenleben

In der ersten Wettbewerbsrunde des GFB-Zukunftspreises des Jahres 2024 kam die Jury in teilweise neuer Besetzung erstmalig zusammen: Die frisch in das Amt der Vorsitzenden eingeführte Staatssekretärin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker (HMWVW) begrüßte die weiteren sechs Jury-Mitglieder herzlich. Die Jury wählte beispielgebende Vorhaben und Ideen für das Wohnen von morgen und die Weiterentwicklung der Rhein-Main-Region zur Prämierung aus. Die prämierten Projekte reichen von der kreativen Nutzung öffentlicher Flächen im Sinne der „Kultur für Alle und von allen“ in der Region, über Mikro-Genossenschaften im Bestand und dreifache Innenentwicklung bis zu einem Pop-up-Prototyp zur zukunftsorientierten Interaktion im Quartier.

Zwei Projekte wurden in dieser Wettbewerbsrunde mit dem Hauptpreis in Höhe von jeweils 20.000 Euro prämiert: der transdisziplinäre Workshop „Mikro-Genossenschaften und dreifache Innenentwicklung“ der Frankfurt University of Applied Sciences in Zusammenarbeit mit den Hochschulen Mainz und Darmstadt sowie das Projekt „Diamant | Museum of Urban Culture | Projekte 2024“ vom Verein für experimentelle Raumkonzepte Offenbach.

Im Kooperationsprojekt der Frankfurt University of Applied Sciences mit den Hochschulen Darmstadt und Mainz soll in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Erzhausen sowie lokalen Akteurinnen und Akteuren ein transdisziplinärer Workshop durchgeführt werden, der die Erprobung von Mikro-Genossenschaften in alternden Einfamilienhaus-Strukturen als Teil einer kommunalen Strategie am Beispiel von Erzhausen thematisiert. Dabei handelt es sich um eine von vielfältigen Ideen für lokale Handlungsansätze, die im GFB-Zukunftspreisgeförderten Projekt „RheinMain Density“ entwickelt worden sind. Der Handlungsansatz der Mikro-Genossenschaften will das Potenzial im Bestand besser ausschöpfen: Um das zu konkretisieren, soll ein städtebauliches Instrument zur dreifachen Innenverdichtung von Ein- und Zweifamilienhäusern mit der kommunalen Wohninitiative weitergedacht werden.

„Die interdisziplinäre Herangehensweise der drei Hochschule in Verbindung mit der aktiven Bürgerbeteiligung, sowie dem Austausch mit der örtlichen Verwaltung hat Leuchtturmcharakter. Der lebensphasen-orientierte Umgang mit Fläche und dem bereits Gebauten kann als zukunftsweisend für die gesamte Region betrachtet werden. Entscheidend ist hierbei: In Erzhausen werden exemplarisch neue Wege und Möglichkeiten für den Umgang mit Fläche aufgezeigt. Wir legen deshalb Wert darauf, dass dieses Projekt dokumentiert wird, um anderen Kommunen Anregungen inklusiver konkreter Maßnahmenvorschläge zu vermitteln“, so Staatssekretärin Prof. Dr.-Ing. Messari-Becker.

Das Preisträgerprojekt „Diamant | Museum of Urban Culture | Projekte 2024“ hat verschiedenste Formate und Veranstaltungen entwickelt, in deren Fokus immer die Partizipationsmöglichkeit aller steht: von „interkontinentalen Gärten“, die Brachflächen in der Innenstadt für gemeinschaftliches Gärtnern der internationalen Bevölkerung nutzen über die „Bodenzeitung“, die mit Kreidespray die Bedürfnisse der Bevölkerung artikuliert oder die „Straßenbar“, bei der Sperrmüll innerhalb eines Tages von Freunden und Nachbarn zu einer lebendigen Bar umgebaut wird, bis zum „Elvis-Autokino“ auf dem Gelände der ehemaligen Ray Barracks in Friedberg oder der „interkontinentalen Schule“, die Naturerlebnisse abseits von Smartphone und Internet an Kinder und Jugendliche vermittelt.

„Sinnvolle und kreative Zwischennutzung von Flächen – ob innerstädtisch oder in der Peripherie – fördert lebenswerte Quartiere. Das niedrigschwellige, kostenfreie Angebot der Diamant-Projekte stärkt bürgerschaftliches Engagement, schafft Teilhabe im öffentlichen Raum und bietet kreativen Input für alle Menschen, die in einem Quartier zusammenkommen, es be- und erleben und ihr Wohnumfeld aktiv mitgestalten“, so die Juryvorsitzende des GFB-Zukunftspreises, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker. „Wir alle diskutieren über bezahlbaren Wohnraum, dürfen hier aber die weichen Standortfaktoren nicht ausblenden. Die Menschen möchten ein lebendiges Umfeld, dass Ihnen abseits vom reinen Konsum viel zu bieten hat – Interaktion, Gemeinschaft, Austausch zwischen Kulturen und Generationen. Die kreative Diamant-Gruppe hat ihre Projekte stetig weiterentwickelt und nun aus ihrem Heimatort Offenbach heraus auf die Rhein-Main-Region ausgeweitet. Aktivierungspotenzial, Kreativität und Übertragbarkeit sind Grundprinzipien der Landesinitiative Großer Frankfurter Bogen, die das Projekt vorbildlich zeigt. Daher zeichnet der GFB-Zukunftspreis „Diamant – Projekte 2024“ mit einem Hauptpreis in Höhe von 20.000 Euro aus.“

Eine Auszeichnung in Höhe von 10.000 Euro erhält der Pop-up-Prototyp zur Quartiersinteraktion in Wiesbaden-Klarenthal. Durch das Projekt der Landeshauptstadt sollen neue Kommunikationsformen mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort für Veränderungsprozesse in bestehenden Wohngebieten erprobt werden. Mit einem temporären und kontextbezogenen Pop-up-Prototyp soll die Interaktion zwischen allen Beteiligten im öffentlichen Raum gefördert werden. Die hier gewonnenen Erfahrungen sollen das Format des Pop-Ups auf andere Stadtteile und Kommunen übertragbar machen. 

„Wir gratulieren allen ausgezeichneten Projekten dieser Wettbewerbsrunde. Der GFB-Zukunftspreis ist ein wichtiger Pfeiler unseres Engagements im Großen Frankfurter Bogen. Wir können damit schnell und direkt Projekte und Ideen unterstützen, die Antworten auf städtebauliche Herausforderungen der Region bieten. Durch diese Innovationen für zukunftsfähiges Bauen, durchdachte Zwischennutzung oder kreative Interventionen steigt die Lebensqualität in den Quartieren", so Staatssekretärin Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker abschließend.

 

GFB-Zukunftspreis

Der GFB-Zukunftspreis unterstützt Projekte in oder für die aktuell 42 Partnerkommunen des Großen Frankfurter Bogens, die einen Impuls für den Wohnungs- und Städtebau sowie für das künftige Zusammenleben geben und möglichst konkret erlebbar sind für alle Menschen im öffentlichen Raum. Preiswürdig sind beispielhafte und kreative Projekte, auch temporäre Vorhaben. Der Preis wird drei Mal im Jahr vergeben.

Die Bandbreite möglicher Themen ist dabei groß:

  • Mobilisierung von Flächen für den Wohnungsbau
  • Zusammenleben und Nachbarschaft durch neue Wohnformen
  • Aktivierung der Menschen vor Ort
  • Begegnung/soziale Orte
  • (temporäre) gemeinwohlorientierte Nutzung des öffentlichen/kommunalen Raums,
  • Qualität von Grün- und Freiräumen im Wohnumfeld
  • Anpassung an den Klimawandel
  • neue Bauformen und Standards (z.B. recyclebare oder Modulare Innovationen)
  • Kommunikation in der Stadtentwicklung (z.B. Beteiligung)

Auch Projekte zu weiteren oder zu Querschnittsthemen können sich bewerben.

Teilnahmeberechtigte Projekte müssen zudem im Gebiet des Großen Frankfurter Bogens umgesetzt bzw. hier wirksam werden. Voraussetzung für eine Bewerbung ist, dass die Ziele des Großen Frankfurter Bogens und/oder der GFB-Zukunftswerkstatt verfolgt werden. Dazu gehört zum Beispiel, bezahlbaren Wohnraum in lebenswerten Quartieren zu schaffen, innovative Projekte der Stadtentwicklung und des Wohnungsbaus in der Rhein-Main-Region zu entwickeln sowie neue oder praxisorientierte Hochschulprojekte in bzw. mit Partnerkommunen oder mit übergreifendem Mehrwert für die Region umzusetzen. 


Die Projekte müssen einen Beitrag zum Großen Frankfurter Bogen leisten, ihre Durchführung bzw. Ergebnisse der Allgemeinheit zugutekommen. Dies kann zum Beispiel ein innovatives bauliches Vorhaben mit Signalwirkung sein, ein visionärer Ideenwettbewerb, eine kreative Intervention im öffentlichen Raum, ein Projekt zur Kommunikation und Vermittlung, und vieles mehr. 

Überzeugen müssen die Projektbewerbungen die siebenköpfige GFB-Zukunftspreis-Jury, die über die Preisgelder in Höhe von bis zu 20.000 Euro entscheidet. Jährlich stehen insgesamt 150.000 Euro zur Verfügung.

Die Jurymitglieder:

  • Neu: Prof. Dr.-Ing.Lamia Messari-Becker, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum (Vorsitzende)
  • Neu: Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur
  • Neu: Claudia Jäger, Verbandsdirektorin Regionalverband FrankfurtRheinMain
  • Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin Deutsches Architekturmuseum
  • Dr. Monika Meyer, Geschäftsführerin Institut Wohnen und Umwelt (IWU)
  • Gertrudis Peters, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen
  • Jakob Sturm, Beauftragter für Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen

Bewerbungsfristen sind: 1. Februar, 1. Juni und 1. Oktober.

Weitere Informationen und Bewerbungsunterlagen unter:

www.grosser-frankfurter-bogen.de/zukunftswerkstatt/gfb-zukunftspreisÖffnet sich in einem neuen Fenster

 

Die Landesinitiative Großer Frankfurter Bogen    

Aktuell beteiligen sich 42 Kommunen am Großen Frankfurter Bogen (GFB) und können vor allem von höheren Fördersätzen in verschiedenen Wohnungs- und Städtebauprogrammen profitieren. Teilnahmeberechtigt sind Städte und Gemeinden, die innerhalb von maximal 30 Minuten mit der S- oder Regionalbahn vom Frankfurter Hauptbahnhof aus erreichbar sind. Im GFB werden grundsätzlich Projekte gefördert, die im Radius von bis zu 1,5 Kilometer um die relevanten Schienenhaltepunkte liegen, um eine möglichst infrastrukturnahe und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Darüber hinaus bietet der Große Frankfurter Bogen den GFB-Partnerkommunen Mehrwerte durch Angebote zu Austausch, Vernetzung und Kommunikation oder Impulse, zum Beispiel in der GFB-Zukunftswerkstatt.

 

GFB-Zukunftswerkstatt


Die Landesinitiative Großer Frankfurter Bogen verknüpft die gemeinsame Herausforderung, rasch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, mit der Frage nach den Zukunftsperspektiven für die Menschen in der Region.

Für die vielfältigen Herausforderungen, mit denen wir hierbei zusammen mit den Städten und Gemeinden – vor allem den GBF-Partnerkommunen – konfrontiert sind, gibt es häufig keine „Patentrezepte“. Umso wichtiger ist es, die Zukunftsaufgaben anzupacken, voneinander zu lernen und Erfahrungen miteinander zu teilen.

In der Mitte 2020 ins Leben gerufenen GFB-Zukunftswerkstatt sollen wichtige Fragen diskutiert, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure in der Region eingebunden, Impulse gegeben und mutige Wege, gute neue Ideen und Lösungsansätze umzusetzen, unterstützt werden:

  • Was macht unsere Region auch zukünftig attraktiv und lebenswert?
  • Wie sieht das Stadtquartier von morgen aus?
  • Wie wollen wir das Zusammenleben im Großen Frankfurter Bogen gestalten?
  • Und: Wie können wir gut, wie können wir besser bauen?

Mit den Projekten des GFB-Zukunftspreises als Bausteine der Zukunftswerkstatt sollen möglichst vielfältige und konkrete, kluge und kreative Antworten zu diesen Fragen beigetragen und auch andere zum Mit- und Nachmachen eingeladen werden.