Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Frauen sind weiterhin deutlich seltener in Führungspositionen

In Deutschland insgesamt sowie auch in Hessen besteht Konsens in Bezug auf das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt. Der Arbeitsmarkt gilt als eine zentrale Instanz der gesellschaftlichen Integration und Teilhabe. Die Auswertungen zum IAB-Betriebspanel 2024 stehen unter dem Rahmenthema „Betrieblicher Alltag zwischen (schmerzhaften) Kompromissen und neuen Herausforderungen in den Betrieben in Hessen“. Während sich der diesjährige erste Report des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) mit der aktuellen Personalsituation in hessischen Betrieben beschäftigt hat, stand im zweiten Report die betriebliche Ausbildung im Fokus. Der dritte Report beschäftigte sich mit der Mitarbeitendenbindung, und der hier vorliegende vierte Report konzentriert sich auf die Beschäftigungssituation von Frauen und Männern. Dazu wurden 1.068 Betriebe befragt.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori hob zur Veröffentlichung hervor: „Die Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt ist kein „Nice-to-have“, sondern ein entscheidender Faktor für wirtschaftlichen Erfolg und sozialen Zusammenhalt. Nur so können alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten. Passieren muss das in erster Linie in den Unternehmen selbst. Auch wir als Land leisten hier unseren Beitrag und flankieren das mit Angeboten gerade in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, zum Beispiel den MINT-Berufen und der Existenzgründung.“

Das Hessische Wirtschaftsministerium fördert aus Landesmitteln und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus gemeinsam mit der  Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, junge Frauen bereits vor der Ausbildung im Rahmen der Hessischen MINT-Aktionslinie. Ziel ist es, diese verstärkt für eine Ausbildung in gewerblich-technischen und naturwissenschaftlichen Ausbildungsberufen zu interessieren.

Um die Gründungsbereitschaft von Frauen zu stärken und das Unternehmerinnentum in Hessen anzuregen, fördert das Land außerdem aus Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung die ‚Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft‘. Der Projektträger jumpp e.V. bietet allen gründungsinteressierten Frauen und Unternehmerinnen eine zentrale Anlaufstelle rund um Fragen zum weiblichen Unternehmertum.

Der Report zeigt, dass trotz stark gestiegener Qualifizierung und Erwerbsbeteiligung Frauen nach wie vor häufiger in Teilzeit arbeiten und seltener in Führungspositionen vertreten sind. Für Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, bleibt daher die Gleichstellung von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt weiterhin ein zentrales Thema. „Angesichts der Herausforderungen am Arbeitsmarkt durch Fachkräfteverknappung und demographischen Wandel ist es volkswirtschaftlich von großer Bedeutung, dass es uns gelingt, die ungenutzten Potentiale von Frauen dem Arbeitsmarkt zugänglich zu machen. Dazu braucht es die Anstrengungen aller Beteiligten am Arbeitsmarkt, sei es durch eine bessere berufliche Integration von Frauen oder durch betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und für Männer. Als Bundesagentur für Arbeit setzen wir uns daher intern als auch extern für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ein.“

Anteile von Frauen in qualifizierten Tätigkeiten mit Hochschulabschluss am stärksten gewachsen.

Der Langzeittrend zeigt bei Beschäftigten für qualifizierte Tätigkeiten mit Hochschulabschluss die größten Veränderungen. Der Frauenanteil ist hier von 38 Prozent im Jahr 2008 auf 49 Prozent im Jahr 2023 gestiegen und bis 2024 auf 47 Prozent gesunken. Erstmals seit Beginn der Erhebung in 2008 lag der Frauenanteil bei den qualifizierten Tätigkeiten mit Hochschulabschluss 2023 und 2024 über dem mit abgeschlossener Berufsausbildung. Hier wiederholte sich in den Jahren 2023 und 2024 der im Jahr 2020 erstmals erreichte Tiefstwert von 44 Prozent. Der Frauenanteil in einfachen Tätigkeiten liegt seit 2008 konstant oberhalb der 50 Prozent. Im Jahr 2024 waren es 54 Prozent.

Weiterbildungsquote von Frauen und Männern unterscheidet sich in den jeweiligen Sektoren

Während die Weiterbildungsquote von Frauen in den Sektoren Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe sowie Handel und Reparatur niedriger als die der Männer war, fiel die Weiterbildungsquote von Frauen in den Bereichen Wirtschaftsnahe und Wissenschaftliche Dienstleistungen sowie in der Öffentlichen Verwaltung und in Organisationen ohne Erwerbszweck höher aus als die Weiterbildungsquote der Männer. In der Öffentlichen Verwaltung und in Organisationen ohne Erwerbszweck lag die Quote bei Frauen mit 27 Prozent sogar um acht Prozentpunkte höher als die der Männer. In den Sonstigen Dienstleistungen lagen die Weiterbildungsquoten sowohl von Frauen als auch von Männern bei 32 Prozent. Nur in Großbetrieben mit 250 und mehr Beschäftigten war bei Frauen eine mit 26 Prozent um einen Prozentpunkt niedrigere Weiterbildungsquote zu verzeichnen als bei Männern. In allen anderen Betriebsgrößen war bei Frauen im Vergleich zu Männern eine deutlich höhere Weiterbildungsquote zu beobachten.

Frauen arbeiten weiterhin deutlich häufiger in Teilzeit und sind deutlich häufiger geringfügig beschäftigt als Männer

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Teilzeitquote bei Frauen bis 2024 um fünf Prozentpunkte und somit stärker gestiegen als bei Männern (um zwei Prozentpunkte). Nach wie vor war 2024 mit 54 Prozent ein deutlich größerer Frauen- als Männeranteil (17 Prozent) teilzeitbeschäftigt.Dabei fiel die Teilzeitquote insgesamt in den Sonstigen Dienstleistungen, dem Wirtschaftszweig mit dem höchsten Frauenanteil, mit 48 Prozent am höchsten aus. Die niedrigsten Teilzeitquoten waren mit 16 bzw. 17 Prozent im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe festzustellen, wo es auch den geringsten Frauenanteil bei den Beschäftigten gab. Die Teilzeitquote fiel i. d. R. also in Wirtschaftszweigen höher aus, in denen mehr Frauen beschäftigt waren.

2024 betrug die Minijobquote bei Frauen 14 und bei Männern acht Prozent. Wie bereits in den Vorjahren, waren Frauen auch 2024 in nahezu allen Wirtschaftszweigen häufiger betroffen als Männer, nur nicht im Bereich der Öffentlichen Verwaltung und der Organisationen ohne Erwerbszweck.

Frauen sind weiterhin deutlich seltener in Führungspositionen

Der Frauenanteil auf der ersten Führungsebene (Geschäftsführung, Eigentümer/in, Vorstand, Filialleitung) liegt seit 2012 kontinuierlich etwa 20 Prozentpunkte unter dem Frauenanteil bei den Beschäftigten insgesamt. Gleiches gilt für die zweite Führungsebene, auch wenn der Frauenanteil hier höher ist als auf der obersten Ebene und recht deutlich von 38 Prozent im Jahr 2023 auf 43 Prozent im Jahr 2024 angestiegen ist. Der höchste Anteil von Frauen in Führungspositionen war dabei in den Sonstigen Dienstleistungen zu verzeichnen, mit 42 Prozent auf der ersten und 53 Prozent auf der zweiten Führungsebene.

Familienfreundliche Arbeitszeitgestaltung bildet die häufigste Maßnahme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Die Betriebe in Hessen wurden beim IAB-Betriebspanel 2024 erstmals gefragt, welche Maßnahmen sie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf anbieten. Familienfreundliche Arbeitszeitgestaltung war 2024 in allen Wirtschaftszweigen die mit Abstand am häufigsten – in 52 Prozent der Betriebe – angebotene Maßnahme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Damit sind Maßnahmen gemeint wie z. B. flexible Arbeitszeiten, Home-Office und familienfreundliche Teilzeitmodelle.

Hintergrundinformationen

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Verian Group (ehemals Kantar Public) befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Bundesagentur für Arbeit.