Blick auf drei Neubauten

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum

Dreieinhalb Jahre nach dem Start der Initiative „Großer Frankfurter Bogen“

Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir: „38 Partnerkommunen, Potenzial für knapp 60.000 Wohnungen: ein Auftrag für den Ausbau des erfolgreichen Konzepts.“

Dreieinhalb Jahre nach dem Start der Initiative „Großer Frankfurter Bogen“ hat Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir eine positive Zwischenbilanz des Landesprogramms gezogen: „Wohnungsbau entlang von Schienenstrecken als Lebensadern der Region: Das ist der Leitgedanke des Großen Frankfurter Bogens und unsere Antwort auf eine wachsende und pulsierende Region mit einem angespannten Wohnungsmarkt. Nach nur dreieinhalb Jahren können wir sagen: Dieser Weg war richtig: 38 Kommunen sind inzwischen Teil der GFB-Familie und profitieren von besseren Konditionen und gezielter Förderung bei Wohnungsbau und Stadtentwicklung, intensiver Netzwerkarbeit und der Beratung des Landes für neues Bauland“, sagte Al-Wazir am Dienstag in Wiesbaden.

Das noch junge Konzept funktioniere, so Minister Al-Wazir: „Am Anfang stand die Idee, Wohnungsbau besonders dort zu fördern, wo der Bedarf hoch und die Schienenanbindung schon vorhanden ist. Inzwischen gibt es rund 140 Wohnungsbauvorhaben in den Partnerkommunen des GFB mit einem Potenzial für etwa 60.000 Wohnungen. Das ist ein großer Erfolg“, so Al-Wazir. „Die Aufgabe ist jetzt, gemeinsam weiter daran zu arbeiten, dass diese lebenswerten Quartiere mit bezahlbaren Wohnungen tatsächlich Wirklichkeit werden“, so der Minister.

55 hessische Kommunen im Ballungsraum Rhein-Main waren Ende 2019 aufgerufen worden, Teil des Großen Frankfurter Bogens zu werden. Die Voraussetzung für die Teilnahme: Die Städte und Gemeinden müssen über einen S-Bahn- oder Regionalbahnhof verfügen, von dem der Frankfurter Hauptbahnhof innerhalb maximal 30 Minuten erreicht werden kann. Das Angebot an die GFB-Kommunen beinhaltet eine höhere Förderung für Neubau und Erhalt von Sozialwohnungen, Unterstützung bei der nachhaltigen Quartiersentwicklung von Beginn an sowie Netzwerk- und Dialogveranstaltungen.

Anteil geförderter Wohnungen im Großen Frankfurter Bogen hoch

„Die Trendwende bei den Sozialwohnungen haben wir in Hessen 2021 erreicht und 2022 verstetigt: Nach Jahrzehnten des Schwunds nimmt die Zahl wieder zu.  Die Städte und Gemeinden des Großen Frankfurter Bogens haben besonders profitiert: Ein Großteil der neuen Sozialwohnungen in Hessen, für die Fördermittel zugesagt wurden, werden in den Partnerkommunen des Großen Frankfurter Bogens entstehen“, sagte Al-Wazir. Seit dem Startschuss der Initiative Ende 2019 sind in den Partnerkommunen mehr als 4.100 neue Wohneinheiten mit rund 560 Mio. Euro unterstützt oder mit Hilfe des Erwerbs von Belegungsrechten als Sozialwohnung erhalten worden. Hinzu kommen weitere 20 Mio. Euro aus dem Programm „Nachhaltiges Wohnumfeld“, das nicht nur Baulanddialoge vor Ort, sondern auch Kindertagesstätten, Grünanlagen oder Umgestaltungen ehemals gewerblicher Flächen fördert.

Beispiele

Konkrete Beispiele aus dem Großen Frankfurter Bogen sind das Schönhofviertel in Frankfurt sowie die Waldenser Mitte in Mörfelden-Walldorf. Zentral gelegen im wachsenden Frankfurter Stadtteil Bockenheim, entsteht auf dem ehemaligen Siemens-Gelände mit dem Schönhofviertel ein vielfältiges Quartier mit Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten einschließlich der benötigten Infrastruktur. „Wir schaffen in Frankfurt an vielen Stellen neuen Wohnraum durch Umnutzung und Aufstockung. Im Schönhofviertel aktivieren wir eine Brachfläche für die Quartiersentwicklung. Künftige Bewohnerinnen und Bewohner haben kurze Wege mit Nahversorgung und Grünflächen vor der Tür. In gut erschlossener Lage werden derzeit rund 2.000 neue Wohnungen gebaut, 30 Prozent davon entstehen als geförderter Wohnraum. Außerdem erhält das Schönhofviertel ein Zentrum mit Quartiersplatz und neuer Grundschule. Es ist wichtig, dass auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten bezahlbare Wohnungen entstehen sowie weitere Quartiere geplant werden und wir die Region gemeinsam zukunftsfähig machen“, sagte Mike Josef, designierter Frankfurter Oberbürgermeister.

In Mörfelden-Walldorf ist ein Quartier mit rund 50 Wohneinheiten geplant, die den historischen Bestand ergänzen und zugleich Freiräume für verschiedene öffentliche Nutzungen entstehen lassen soll. Hinzu kommen Begrünung, die Nutzung von Niederschlagswasser sowie Photovoltaik auf einigen der Gebäude. Das Konzept ist Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs, der im Rahmen der GFB-Zukunftswerkstatt gefördert und in Kooperation mit der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und der Hessen Agentur beratend begleitet wurde. Thomas Winkler, Bürgermeister von Mörfelden-Walldorf: „Mit der Waldenser Mitte wollen wir den historischen Entstehungsort von Walldorf aufwerten. Dabei berücksichtigen wir unser Museum, die Waldenser Kirche und den denkmalgeschützten Waldenserhof. Der geförderte städtebauliche Wettbewerb hat es in dieser Form möglich gemacht.“

Aktuelle Herausforderungen: Konzept des Großen Frankfurter Bogens nutzen

„Projekte wie das Schönhofviertel, die Waldenser Mitte, aber auch der Stadtteil der Quartiere in Frankfurt zeigen beispielhaft, wie die Zukunft des Wohnens mitten in einer wachsenden und eng besiedelten Region wie Frankfurt Rhein-Main aussehen sollte, damit sich die Menschen wohl fühlen“, betonte Al-Wazir. „Unverändert gilt: Die Innenentwicklung – beispielsweise die Bebauung bereits versiegelter Flächen, der Lückenschluss, die Aufstockung oder Umnutzung von Gebäuden – bietet viel Potenzial. In den letzten Jahren wurden viele neue Wohnungen gebaut oder begonnen.“ Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen seit dem Start des Großen Frankfurter Bogen stark verändert: Die Baubranche steht aktuell vor großen Herausforderungen durch gestiegene Zinsen, höhere Kosten für Material und den Mangel an Fachkräften.

„Umso wichtiger ist, auf den Erfahrungen und dem Netzwerk des Großen Frankfurter Bogens aufzusetzen und die Landesinitiative weiter auszubauen“, betonte Al-Wazir. In Kürze gelten deutlich höhere Fördersätze für den Sozialen Mietwohnungsbau, und die neue Initialberatung zur Baulandentwicklung unterstützt die Partnerkommunen bei der Aufgabe, Projekte für die Wohnungsbauentwicklung anzugehen beziehungsweise vorzubereiten. Klimaschutz im Siedlungsraum ist eine Fördervoraussetzung in den Programmen der Städtebauförderung und gemeinsam mit dem Umweltministerium wird an einem Leitfaden zum Umgang mit Regenwasser erarbeitet – ganz im Sinne des „Schwammstadt-Prinzips“.

Agglomerationsstudie: Stärkung der Kerne wirkt sich positiv auf das Umland aus

Rückenwind für die Weiterentwicklung des Großen Frankfurter Bogens und den Fokus auf die Innenentwicklung gibt eine Studie, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die Auswirkungen der Entwicklung hessischer Kernregionen auf ihr Umland untersucht. „Überall sehen wir: Die Förderung von Wohnraum im Umland entlastet die Kernregionen, und gleichzeitig wirkt sich eine Stärkung der Kerne positiv auf das Umland aus“, sagte Al-Wazir. Die Studie stellt fest, dass sich in Hessen das Umland von Stadtkernen überdurchschnittlich gut entwickelt hat.

 

„Klar ist aber auch: Der Wohnungsmarkt bleibt angespannt. Darum werden wir die Förderung des Sozialen Mietwohnungsbau verstetigen. Im Sinne der Innenentwicklung legen wir den Fokus auf Bestandsbauten, um die Umwandlung von Büroräumen in Wohnungen zu erleichtern“, sagte Al-Wazir. „Wir nutzen den Strukturwandel der Innenstädte, um mehr Raum für bezahlbares Wohnen zu gewinnen. Die zweite Aufgabe ist es, die Folgen des Klimawandels beim Wohnungsbau und in der Stadtentwicklung zu berücksichtigen. Hier dient uns der Große Frankfurter Bogen sozusagen als Reallabor: Was in den Städten und Gemeinden des Großen Frankfurter Bogens funktioniert, das klappt auch andernorts.“

GFB 2019 bis 2022

Insgesamt werden in GFB-Kommunen mehr als 4.100 neue Wohnungen mit Fördermitteln unterstützt oder als Sozialwohnung erhalten. Dafür flossen Fördermittel in Höhe von rund 560 Mio. Euro.

Im Detail:

  • für 1.500 Wohnungen wurden Belegungsrechte erworben
  • mehr als 2.200 Wohnungen für Menschen mit geringem und mittleren Einkommen wurden mit dem höheren GFB-Fördersatz unterstützt, weil sie maximal 1,5 Kilometer von einer Bahnstation entfernt liegen.
  • rund 460 geförderte Wohnungen entstehen in GFB-Kommunen, zu allgemeinen Förderkonditionen.

Mit 540.000 Euro wurden insgesamt 11 Machbarkeitsstudien gefördert: in Schöneck, Egelsbach, Erzhausen, Friedrichsdorf, Hanau, Kelkheim, Maintal, Offenbach am Main, Zwingenberg 

1,2 Mio. Euro für fünf Städtebauliche Wettbewerbe in Bischofsheim (Maintal), Mertonviertel (Frankfurt am Main), Waldenser Mitte (Mörfelden-Walldorf), innerstädtische Nachverdichtung (Obertshausen), Steinbach-Südwest (Steinbach) und einen Baulanddialog Bieber Waldhof West (Offenbach)

18,8 Mio. Euro für zum Beispiel die Umstrukturierung ehemals gewerblich genutzter Flächen, für Kindertagesstätten oder Spielplätze (Langen, Darmstadt, Karben, Offenbach, Rodenbach)

Dreimal jährlich können Projekte ausgezeichnet werden, die in Partnerkommunen des Großen Frankfurter Bogens zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in lebenswerten Quartieren oder innovativen Projekten und Ideen rund um Wohnen und Stadtentwicklung in der Rhein-Main-Region beitragen. Zudem sind innovative und praxisorientierte Hochschulprojekte in oder mit GFB-Partnerkommunen bzw. mit übergreifendem Mehrwert für die Region teilnahmeberechtigt. Insgesamt stehen jährlich 150.000 Euro zur Verfügung. In den ersten drei Wettbewerbsrunden 2022 wurden bereits zahlreiche Projekte prämiert, darunter kreative Zwischennutzungen, Wohnungsbauvorhaben (auf Konversionsflächen), Initiativen für gemeinschaftliches Wohnen, Hochschulprojekte und ein interkommunales Gesprächsformat zur Zukunft des Wohnens.

33 Aktionstage mit mehr als 60 Aktionen: Der GFB-Sommer´22 hat von Juli bis September 2022 in 24 Städten und Gemeinden Menschen zusammengebracht, um die Zukunft des Wohnens im Großen Frankfurter Bogen zu erleben und darüber zu diskutieren – in circa 20 Rundgängen, einem Dutzend Talks und 15 Workshops. 15 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister waren persönlich aktiv, etwa auf Rundgängen oder Radtouren, und kamen so mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch.

Beim GFB-Symposium sollen neue Ideen und Lösungsansätze erarbeitet werden, um die Herausforderungen beim Bauen und Wohnen in Metropolregionen zu meistern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit der Baupraxis zu gewährleisten. Vorträge und Diskussionsrunden widmen sich den Themen „Planen“, „Bauen“, Wohnen“ und „Zusammenleben“. Am Mittwoch, 3. Mai sind nachmittags 6 Exkursionen zu Wohnungsbauprojekten im GFB geplant.

Vorteile für GFB-Kommunen

Land übernimmt kommunale Eigenanteile von bis zu 10.000 Euro je neu gebauter Wohnung und beim Kauf von Belegungsrechten (bis zu 1 Euro je Quadratmeter x Dauer). Unser Fokus: Ausbau von sozialem Wohnraum, d.h. vor allem für Einkommensschwächere, die aktuell schwer eine passende Wohnung finden. Weil gerade hier jede Wohnung dringend gebraucht wird, stärken wir auch den Kauf von Belegrechten.

Kostenfreie Beratung in der „Phase 0“ der Baulandentwicklung zur Schaffung von Wohnraum. Gemeinsam mit den kommunalen Verantwortlichen sollen Zielvorstellungen, Entwicklungsprozesse und formelle Verfahren fachlich und organisatorisch angestoßen und vorbereitet werden. Die anschließende städtebauliche und bauleitplanerische Grundlagenarbeit des Vorhabens wird nicht mehr abgedeckt.

Nachhaltiges Wohnumfeld in neuen Quartieren schafft mehr Lebensqualität für alle mit 85 Prozent Landeszuschuss. Städtebauliche Konzepte sollten über das Bauen hinausschauen und soziale, ökologische und infrastrukturelle Faktoren mit einbeziehen. Denn das führt im Ergebnis zu mehr Lebensqualität, von der alle Bürgerinnen und Bürger profitieren.

85 Prozent Zuschuss zu Investitionen in weitere Infrastruktur: neue Kitas, Grünanlagen, Bürgerhäuser. Für ein lebenswertes Quartier kann weitere Infrastruktur erforderlich sein. Um das umsetzen und finanziell stemmen zu können, unterstützen wir neu auch Investitionen von Kommunen in das nachhaltige Wohnumfeld – mit vielem, was dazugehört.

Besondere Berücksichtigung möglich, zunächst für Kommunen in laufenden Städtebau-Förderprogrammen. Mit vielfältigen Programmen unterstützen wir die Weiterentwicklung der Kommunen. Angesichts der Herausforderungen im Programmgebiet möchten wir GFB-Partnerkommunen möglichst besonders berücksichtigen.

Land übernimmt 85 Prozent der Kosten für frühzeitige Einbindung und Beteiligung der Bevölkerung. Noch vor konkreten Bauleitplanungen für Flächen sollten die Menschen eingebunden und beteiligt werden. Das macht vieles Weitere einfacher und kann dank möglichen Wissens und Ideen derer vor Ort mitunter zu noch besseren Ergebnissen führen. Eine Abschlussmediation bringt alte und neue Bewohnerinnen und Bewohner zusammen.

Städtebau-Wettbewerbe für neue Wohnquartiere werden mit 85 Prozent gefördert, keine Obergrenze. Vier Kommunen werden mit ausgewiesenen Bauflächen beim Ideenwettbewerb in Form von Städtebau-Wettbewerben in den Kommunen für die GFB-Zukunftswerkstatt gefördert. Auch weitere Kommunen können von der Förderung ihrer Städtebau-Wettbewerbe für neue Quartiere profitieren. Voraussetzung für jede Förderung ist die Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW).

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