„Das ist ein Meilenstein: Knapp 25 Prozent des Stroms, der in Hessen verbraucht wird, stammt inzwischen aus hessischen Erneuerbaren Energien. Damit haben wir ein sehr wichtiges Etappenziel auf dem Weg der Energiewende in Hessen erreicht“, sagte Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir heute bei der Vorstellung des Energiemonitoring-Berichts 2019. Im Jahr 2013 hatte der Anteil in Hessen erzeugter Erneuerbarer Energien am hessischen Stromverbrauch noch 12,5 Prozent betragen. Im ersten Halbjahr 2019 lag dieser nun bei 24,5 Prozent. „Wir haben die richtigen energiepolitischen Weichen gestellt und in den letzten fünf Jahren das Verdoppelungsziel beim Strom erreicht, und wir arbeiten kontinuierlich weiter: Wir wollen und werden Energiewendeland bleiben.“
Zum inzwischen fünften Mal legt das Wirtschafts- und Energieministerium den Energiemonitoring-Bericht vor. Er nimmt den gesamten Markt der Erneuerbaren Energien in Hessen in Bezug auf Energieerzeugung und -verbrauch in den Blick, analysiert Netzausbau und Versorgungssicherheit sowie einzelne Sektoren wie den Verkehr. Auch die Entwicklung der CO2- und Treibhausgasemissionen sowie gesamtwirtschaftliche Effekte der Energiewende werden beleuchtet.
Mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Kohle und Gas
„Das Monitoring ist ein wichtiges Instrument für uns. Es erlaubt einen genauen Blick auf die Fortschritte der hessischen Energiewende. Wir sind auf einem wirklich guten Weg: Im Jahr 2018 wurde in Hessen erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt als aus Kohle und Gas zusammen“, sagte Al-Wazir. Laut Bericht stammen inzwischen 48 Prozent der Bruttostromerzeugung in Hessen aus Erneuerbaren Energien, dahinter folgen Erdgas (29 Prozent) und Kohle (17 Prozent).
2018 lag erstmals zudem auch der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Primärenergieverbrauch bei mehr als zehn Prozent (10,4 Prozent). Der Primärenergieverbrauch berücksichtigt die Energiemenge aller im Inland eingesetzten Energieträger, die noch keiner Umwandlung unterworfen wurden.
Rekordjahr bei Energie aus Sonne
Hessen lag 2018 beim Zubau der Windenergieanlagen bundesweit auf dem vierten Platz. Neben einem starken Ausbau der Windkraft wurden auch deutlich mehr neue PV-Anlagen installiert: So wurden 114 Megawatt neu installiert, im Jahr 2017 waren es noch 74 gewesen. „Für Strom aus Sonne war 2018 ein Rekordjahr“, sagte Al-Wazir. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend im Jahr 2019 fortsetzt.“ Im ersten Halbjahr 2019 waren bereits 74 Megawatt neu installiert – so viel wie im gesamten Jahr 2017. Mit dem hessischen Solarkataster habe das Land ein Instrument geschaffen, dass nicht nur intensiv genutzt wird, sondern auch bei der Entscheidung für eine PV-Anlage hilft.
Auch die Stromerzeugung aus Windenergieanlagen ist im Jahr 2018 absolut um 425 Gigawattstunden angestiegen, das waren 13 Prozent mehr als im Jahr 2017. Insgesamt wurden 3,7 TWh durch Windenergie produziert.
46 Prozent des erneuerbar erzeugten Stroms kommt aus Wind, 23 Prozent aus Sonne – das sind zwei Drittel“, sagte der Minister. Alleine mit den zwischen 2014 und 2018 zugebauten Windenergieanlagen können etwa 720.000 Haushalte und mit den zwischen 2014 und 2018 zugebauten PV-Anlagen etwa 100.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
„Zugleich erleben wir aktuell, also im Jahr 2019, bundesweit einen dramatischen Einbruch beim Windenergieausbau, der vom Zubau im Solarbereich nicht aufgefangen werden kann. Hier müssen sich dringend die Rahmenbedingungen ändern. Wir erwarten vom Bund, dass er endlich dafür sorgt, dass die Windenergie wieder gefördert statt ausgebremst wird und auch bei der Abstandsregelung zur Vernunft kommt.“
Rückgang bei den CO2-Emissionen erwartet
Der Minister verwies zudem auf die Entwicklung der CO2-Emissionen: „Ohne eine erfolgreiche Energiewende können wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Nun sehen wir eine positive Tendenz: Zwar sind die CO2-Emissionen 2016 noch leicht gestiegen, im Jahr 2017 aber zurückgegangen.“ Insgesamt sind die CO2-Emissionen seit 1990 bis 2017 um 15 Prozent, die Treibhausgasemissionen um knapp 20 Prozent zurückgegangen.
Energieverbrauch im Straßenverkehr sinkt
Der Endenergieverbrauch ist in fast allen Sektoren weiter rückläufig. Eine große Ausnahme bildet weiterhin der Verkehr. „Am Frankfurter Flughafen ist und bleibt der Verbrauch fossiler Brennstoffe hoch. Positiv aber ist im Verkehrssektor, dass erstmals seit zehn Jahren ein leichter Rückgang des Energieverbrauchs im Straßenverkehr erkennbar ist“, sagte Al-Wazir.
Energieverbrauch fürs Heizen rückläufig
Auch beim Endenergieverbrauch durch Gebäude gibt es einen positiven Trend. Erwartungsgemäß war der gebäuderelevante Endenergieverbrauch im Jahr 2018 mit 229 PJ wegen der milden Witterung unterdurchschnittlich. Das entspricht 28,6 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in Hessen. Im Jahr zuvor waren es noch 245 PJ beziehungsweise 30,2 Prozent des Endenergieverbrauchs gewesen. Aber auch witterungsunabhängig ist die Tendenz beim Anteil des gebäuderelevanten Endenergieverbrauchs am gesamten Endenergieverbrauch rückläufig. Erstmals war in mehr als der Hälfte (53,1 Prozent) der neu gebauten Wohngebäude die primäre Energiequelle erneuerbar – drei Jahre vorher waren es noch 43 Prozent. Bei Wohnungen ist der Anteil geringer, aber auch hier gab es einen Anstieg von 26,9 Prozent (2015) auf 32,3 Prozent (2018). „Im Gebäudesektor liegen große Potenziale für Einsparungen, denn 84 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs von Privathaushalten kommt durch das Heizen. Hier müssen wir alle weiter daran arbeiten, denn die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird“, sagte Minister Al-Wazir.
Energieeffizienz steigt
Auch die Energieproduktivität ist erneut gestiegen. Diese umschreibt, mit wie viel Endenergie wie viele Waren und Dienstleistungen hergestellt werden können. „Wir erkennen, dass Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch in Hessen weiter entkoppelt werden. So ist die Endenergieproduktivität 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent gestiegen. Inzwischen können knapp 22 Prozent mehr Produkte und Dienstleistungen mit derselben Menge an Energie produziert werden als noch im Jahr 2000."
Ausgründung der Landesenergieagentur steht bevor
„Wir haben mit der Entscheidung, die Landesenergieagentur zu stärken, rechtzeitig wichtige Weichen gestellt, um weiter konsequent an der Energiewende zu arbeiten“, sagte Al-Wazir abschließend. Die Ausgründung der LEA zur Gesellschaft des Landes stehe kurz bevor. Geplant seien unter anderem eine intensivere Beratung bei Gebäudesanierungen und bei der Wärmeplanung von Städten und Gemeinden, beim Schutz von gewerblichen Bauten vor Wärme und Hitze im Sommer sowie zur seriellen Sanierung. „Das Ziel ist, klimafreundlich zu wohnen. Hier kann noch viel Energie eingespart werden. Die Wärmewende ist daher einer der Schwerpunkte, die wir gemeinsam mit der LEA in Zukunft angehen werden“, so Al-Wazir. "Dazu müssen die angekündigten Fördermöglichkeiten des Bundes endlich auf den Tisch, damit wir ergänzend unterstützen und informieren können.“