Flughafen Frankfurt - Ausbau und Perspektiven

Vom Heimatstützpunkt deutscher Luftschiffe, wie der Graf Zeppelin oder der Hindenburg, hin zum internationalen Luftverkehrsdrehkreuz mit einer großen Verantwortung für die Region. Wie hat sich der Flughafen Frankfurt-Main entwickelt und wie geht es weiter?

1934-1939 Start

Mit der luftrechtlichen Genehmigung vom 3. März 1934 wurde der Frankfurter Flughafen als „Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main“ angelegt. Am 8. Juli 1936 eröffnete dieser offiziell und wurde nach Maßgabe der luftrechtlichen Genehmigung vom 21. Juli 1936 als Flughafen 1. Ordnung in Betrieb genommen. Der Standort im Wald am Schnittpunkt der Autobahnen Kassel – Frankfurt (A 5) und Rheinland – Würzburg (A 3) sollte langfristig den Raumbedarf für zukünftige Erweiterungen sicherzustellen. Das Flughafengelände umfasste damals eine Fläche von ca. 300 Hektar. Der Flughafen war zunächst Heimatstützpunkt deutscher Luftschiffe, wie der „Graf Zeppelin“ oder der „Hindenburg“. Daneben nahm die Deutsche Lufthansa AG den regelmäßigen Flugverkehr ab Frankfurt mit einer Ju 52 auf. Die Zahlen des ersten Betriebsjahrs: 10.540 Flugbewegungen, 58.010 Fluggäste, 801 Tonnen Fracht und 796 Tonnen Post. In den nächsten Jahren musste das Flughafengelände für den Ausbau des Luftschiffhafens erweitert werden, so dass es im Jahr 1939 bereits eine Fläche von 640 ha umfasste. Damit war der Flughafen Frankfurt-Main bereits einer der größten Flughäfen Deutschlands.

1940-1944

Durch den Kriegsbeginn wurde die zivile Nutzung beendet, der Rhein-Main-Flughafen wurde zum Kriegsflughafen. Als 1940 deutsche Heeresverbände für den Frankreich Feldzug zusammengezogen wurden, diente der Rhein-Main-Flughafen der deutschen Luftwaffe zunächst als Bereitstellungsraum für Einsätze an der Westfront. Bei Bautätigkeiten an der Infrastruktur während des zweiten Weltkrieges (die bisherige Gras-Landebahn wurde durch eine Rollbahn ersetzt) kamen Häftlinge (vorwiegend jüdische Frauen aus Ungarn) des KZ-Außenkommandos Walldorf als Zwangsarbeiterinnen zum Einsatz. 

Mit der Befreiung Frankreichs und dem Rückzug der Deutschen änderte sich 1944 die Lage. Als die Hauptkampflinie nur noch eine kurze Flugstrecke von Frankfurt entfernt war, begannen deutsche Jäger unmittelbar vom Rhein-Main-Flughafen aus zu operieren. Der Flughafen wurde dadurch zum strategischen Ziel der alliierten Luftstreitkräfte. Durch tägliche Bombenangriffe alliierter Flugzeuge wurde die Anlage und die Start- und Landebahnen nahezu vollständig zerstört.

1945-1959

Vorfeld und Abfertigung gebaut

Nach Kriegsende 1945 legten die Besatzungstruppen - mit Hilfe von deutschen Kriegsgefangenen - auf der Grundlage alliierten Rechts eine 1.800 Meter lange asphaltierte Start- und Landebahn an. Durch die Berliner Luftbrücke in den Jahren 1948/1949 war diese Start- und Landebahn stark belastet. Im Frühjahr 1949 wurde deshalb eine parallele Start- und Landebahn mit einer Länge von 2.150 Metern nebst zugehörigen Rollwegen, Vorfeldern und Abfertigungseinrichtungen gebaut. Die US-Air Force errichtete auf dem Südgelände des Flughafens die US-Air Base. Grundlage für die Nutzung der US-Air Base durch die US-Air Force war der Vertrag zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland vom November 1959.

1950-1957

Verlängerung der Bahnen

Luftrechtliche Genehmigung vom 20. Dezember 1957, um der steigenden Verkehrsentwicklung gerecht zu werden: Die Start- und Landebahn Nord wurde auf 3.000 Meter verlängert und die Start- und Landebahn Süd 1.830 Meter. 1950 fertigte der Flughafenbetreiber 13.076 Flugbewegungen, 195.330 Passagiere und 5.268 t Fracht und Post ab. 1953 waren es bereits 26.738 Flugbewegungen, 524.580 Passagiere und 11.408 t Fracht und Post. Die Fläche des Flughafens einschließlich Passagier-, Fracht- und Flugzeugservice-Einrichtungen wuchs auf etwa 890 ha. Im Sommerflugplan 1952 flogen 19 Luftverkehrsgesellschaften Frankfurt als regelmäßiges Ziel an. Es gab bereits 1.256 Verkehrsverbindungen zu verschiedenen Zielen in der Welt. Nach Wiedererlangung der deutschen Lufthoheit landete im März 1955 erstmals wieder eine Maschine der Lufthansa in Frankfurt, wo bis heute ihr Heimatflughafen ist.

1966-1984

Erweiterung gegen Proteste

Luftrechtliche Genehmigung vom 23. August 1966 und Planfeststellungsbeschluss vom 23. März 1971: Die Rechtsgrundlagen zum Ausbau des Parallelbahnsystems (Start-und Landebahn Nord und Süd) auf jeweils 4.000 Meter waren gelegt. Die Bahnen wurden einige 100 Meter in Richtung Westen verschoben. Die Vorfeldbereiche, Rollwege, Wartungshallen und Frachthallen wurden erweitert. 1972 ist das Terminal Mitte (Terminal 1) eröffnet worden. Der Flughafen garantierte eine Umsteigezeit von 45 Minuten. Es folgte der unmittelbare Anschluss an den Nah- und Fernverkehr durch den Tiefbahnhof (heute Regionalbahnhof). Mit dem Planfeststellungsbeschluss wurde der Betrieb der 1984 fertig gestellten Startbahn 18 (West) mit einer Länge von 4.000 Metern zugelassen. Anlass für die Ausbaumaßnahmen war das starke Wachstum nach Aufnahme des planmäßigen Linienverkehrs mit Strahlflugzeugen (Boeing 707, Caravelle). 1971 wurden erstmals mehr als 10 Millionen Passagiere befördert. Bald war Frankfurt in Europa an der Spitzenposition der Luftfracht-Abfertigung. Zugleich entwickelte sich der Flughafen zur größten Arbeitsstätte Hessens. Diese Flughafenerweiterung ging jedoch mit erheblichen Protesten einher. 1980 errichteten Demonstranten ein Hüttendorf im Flörsheimer Waldstück, das für den Ausbau gerodet werden sollte. Zehntausende Menschen demonstrierten gegen den Ausbau und für Umweltschutz. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei denen zwei Polizisten erschossen wurden. Am 12. April 1984 startete das erste Flugzeug von der Startbahn West.

1990-1999

Frankfurt als Weltflughafen

In den 90er-Jahren setzte sich das starke Wachstum des Verkehrs fort. Der Flughafen verzeichnete im Jahre 1992 mehr als 30 Millionen Passagiere und 340.468 Flugbewegungen. 1997 sind auf dem Frankfurter Flughafen über 40 Millionen Fluggäste und 392.121 Flugbewegungen abgefertigt worden. 2004 waren mehr als 50 Millionen Passagiere und 477.475 Flugbewegungen zu bewältigen. 1994 eröffnete das Terminal 2, 1999 der ICE-Bahnhof, der den Flughafen an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn anschloss.

2007-2011

Ausbau nur mit Nachtflugverbot

Mit Planfeststellungsbeschluss vom 18. Dezember 2007 wurde die Erweiterung des Flughafens zugelassen. Diese Erweiterung beinhaltet insbesondere den Bau einer zusätzlichen Landebahn im Nordwesten des bestehenden Flughafens mit einer Länge von 2.800 Metern und einer Breite von 45 Metern zuzüglich der Landebahnschultern. Die Landebahn weist einen Achsabstand von 1.400 Metern und einen Schwellenversatz von 3.550 Metern in westlicher Richtung zur vorhandenen Nordbahn auf. Sie ist nutzbar für Flugzeuge bis einschließlich des Code-Letters E der ICAO mit Ausnahme des Flugzeugmusters MD11 und der Strahlflugzeuge, welche nicht in die Flugzeuggruppen bis einschließlich S 6.3 gemäß der Anleitung zur Berechnung von Lärmschutzbereichen (AzB) eingeordnet werden können. Die Arbeiten für den Bau der neuen Landebahn begannen am 20. Januar 2009. Am 21. Oktober 2011 wurde sie in Betrieb genommen. Auch dieser Ausbau wurde von Protesten begleitet. Durch geänderte Flugrouten waren plötzlich andere Anwohner von Fluglärm betroffen. Am 9. Oktober 2011 verhängte der Hessische Verwaltungsgerichtshof ein Nachtflugverbot von 23.00 bis 5.00 Uhr.

Bis heute

Der Planfeststellungsbeschluss vom 18. Dezember 2007 sieht neben dem Bau der Landebahn Nordwest vor, dass die seit der Räumung der US-Air Base Ende 2005 zur Verfügung stehenden Flächen für die Errichtung eines dritten Terminals genutzt werden. Angesichts eines Investitionsvolumens von über zwei Milliarden Euro, der damit verbundenen erheblichen ökonomischen Herausforderungen für die Fraport AG (das Land Hessen ist größter Anteilseigner) und der vorhandenen Sorgen über die Auswirkungen auf die Rhein-Main-Region führte die schwarz-grüne Landesregierung eine Bedarfsprüfung des Bauvorhabens durch. Im Ergebnis sprach sich das Land Hessen dafür aus, auf möglicherweise steigende Fluggastzahlen solange wie möglich mit ökonomisch vertretbaren und für die Region verträglicheren Alternativen zum Bau des Terminals 3 zu reagieren. Die Fraport AG hat den Beschluss zum Bau von Terminal 3 gleichwohl bekräftigt. Hierbei handelt es sich um eine unternehmerische Entscheidung der Fraport AG, nachdem die planungsrechtliche Zulassung bereits im Jahre 2007 erfolgt ist. Am 5. Oktober 2015 erfolgte der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt des Terminals 3. Dieser umfasst den Bau des Terminalhauptgebäudes mit zwei Flugsteigen und insgesamt 24 Gebäudepositionen. Es soll Kapazität für jährlich bis zu 14 Millionen Passagiere bieten.